Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Unterhandlungen bis zur Verabredung von Kleinschnellendorf. 463 
Der König antwortete, er würde den Glanz seines Namens ver- 
dunkeln, wenn er auf diese Weise von dem schwarzen Feld auf das 
weiße übergehen wollte. Das Haus Oesterreich habe ihn bisher mit 
Wegwerfung behandelt, solle er ihm dafür den Dorn aus der Seite 
ziehen und den in seine eigene Seite stecken? Nimmermehr! 
Robinson ließ ihm vorschlagen, auf der Karte selber die Grenzen 
zu bezeichnen, die er haben wolle; er mache sich anheischig, binnen 
acht Tagen eine entscheidende Resolution darüber von Wien beizu- 
bringen. Der König aber wies alles von sich. Die Anwesenheit Ro- 
binsons war ihm schon persönlich, überdies aber auch deswegen zu- 
wider, weil sie seine Verbündeten argwöhnisch machen konnte. Als 
Podewils demselben seine Antwort einhändigte 1), ersuchte er ihn zu- 
gleich, nicht über 24 Stunden länger in Breslau zu bleiben. Genau 
als diese abgelaufen, am 2. September um 11 Uhr, trat Robinson 
seine Rückreise an. 
Von einer ganz andern Seite her sollte dem König der Antrieb 
kommen, auf die Anerbietungen von Oesterreich doch noch einzugehen: 
er erwuchs ihm aus dem Gange der Dinge, zu dem er selber bei- 
getragen hatte. 
Man hatte damals an verschiedenen Orten überlegt, was daraus 
werden solle, wenn es kein mächtiges Oesterreich mehr gebe, ob es 
möglich sein werde, eine andere Macht an dessen Stelle an die Spitze 
des Reiches zu stellen, um gegen die Uebergriffe von Frankreich die 
Wage zu halten. . 
Der König von England dachte oft, daß Sachsen eine solche 
Macht bilden könne. Alle seine Eröffnungen an August III und 
dessen Minister beruhen darauf, daß dem Wiener Hofe nicht zu rathen 
und also auch nicht zu helfen sei; er sprach sich nicht ganz dagegen 
aus, daß Sachsen seine Erbansprüche auch mit Gewalt der Waffen 
verfechte, wenn es sich darum nur nicht an Frankreich schließe; Eng- 
land hoffe an dem König von Polen die Stütze wieder zu gewinnen, 
die es an Oesterreich verliere; durch seine Persönlichkeit und sein An- 
sehen im Reiche werde die Hoffnung erweckt, daß er das System von 
Europa, wenn er zur kaiserlichen Krone gelange, auf sicherer Grund- 
lage feststellen werde. 
Am preußischen Hofe erwartete man dasselbe von der baierischen 
Macht. Wenn die Engländer Befürchtungen wegen der französischen 
Gesinnung des Kuͤrfürsten von Baiern kund gaben, brachte man hier 
in Erinnerung, daß auch der letzte Habsburger sich die letzten fünf 
Jahre hindurch ganz an die französische Politik angeschlossen; für
	        
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