Unterhandlungen bis zur Berabredung von Kleinschnellendorf. 467
Brandenburgs, die jetzt unter den vorliegenden besonderen Umständen
bei Friedrich zur Erscheinung kommen. Sein Ziel war nicht etwa Oester-
reich zu Grunde zu richten, sondern Brandenburg neben ihm zu einer
selbständigen Macht zu erheben. In diesem Augenblick zeigte sich die
Hoffnung, was durch Erwägung nicht zu erlangen gewesen war, durch
die Entwickelung der Gefahr zu erreichen; und zwar in dem Umfang,
den die allgemeine Lage an die Hand gab.
König Friedrich war im Kriege mit Oesterreich, misvergnügt mit
Recht oder mit Unrecht über Hannover; aber ein so schlechter Deutscher
war er nicht, um das eine oder das andere den Franzosen aufopfern
zu wollen, zumal er selber ihre Uebermacht zunächst zu fühlen bekommen
hätte. Wie unverzeihlich, ruft er aus, wäre es gewesen, das Joch von
Oesterreich zu brechen und sich dafür französische Ketten zu schmieden.
Indem dies in dem König vorging, die innere Verbindung mit
den Mächten, denen er die Spitze bot, ihm ins Bewußtsein kam, drang
endlich auch am Hofe der Königin von Ungarn die Ueberzeugung
durch, daß sie kein Heil zu hoffen habe, als wenn sie auf die preu-
ßischen Forderungen eingehe.
In der ersten Conferenz, die nach Robinsons Rückkehr gehalten
ward und an welcher die Königin selbst Antheil nahm, kam es auf
den Bericht, den der Gesandte ehrlich, wie er sagt, freimüthig und
ausführlich erstattete, zu dem Beschluß, Niederschlesien bis an die
Neiße sammt Breslau dem König zu überlassen. Noch hegte man jedoch
die Hoffnung, daß der König durch dieses große Zugeständniß bewogen
werden könne, der Königin mit seinem Heer zu Hülfe zu kommen.
Durch Lord Hyndford, der sich jetzt zu dem Marschall Neipperg
begeben hatte und von hier aus mit dem Adjutanten des Königs,
Oberst Golz, unterhandelte, ward dieser Antrag an Friedrich gebracht:
der verwarf ihn, wie man denken kann, aufs neue. Sollte er aber
in der That alle Annäherung auch jetzt noch ablehnen? Sollte er
das einzige Heer, das sich den Plänen der Franzosen entgegensetzen
konnte, hier am Orte festhalten und Oesterreich, das nur wenig andere
Truppen besaß, zu Grunde gehen lassen? So vollkommen zurück-
weisend waren doch die Antworten, die Hyndford aus dem preußischen
Lager mittheilte, bei weitem nicht mehr wie früher. Sie enthielten
besonders, daß der König von Preußen die Festung Neiße, jenseit
dieses Flusses forderte, von sich selbst aber nichts als die Neutralität
versprechen könne.
Von Wien aus hatte man noch einige Versuche bei den Fran-
zosen gemacht. Ein Mitglied der Staatskanzlei hatte sich an Belleisle
30*