Unterhandlungen bis zur Verabredung von Kleinschnellendorf. 469
Hier nun, in dem Lager bei Friedland, erhielt er neue Nach-
richten von Hyndford. Die Königin habe sich endlich entschlossen, auch
Neiße, was sie bisher noch immer zurückhalten wollte, aufzugeben;
dagegen werde von dem König nichts als eine mündliche Zusicherung
gefordert, daß er die Königin nicht weiter angreifen wolle. Daß die
Bewegung Friedrichs zu diesem Entschluß beigetragen hatte, leidet
keinen Zweifel. Den Tag nach dem Uebergang hatte der Courier
Neippergs Neiße verlassen, in der Nacht vom 4. bis 5. October kam
er dahin zurück; er ist in Presburg gewesen, als gerade sehr schlimme
Berichte von der die Hauptstadt Wien bedrohenden Gefahr einliefen.
Neipperg, der schon einmal mit Goltz in dem Garten der Capuziner
bei Neiße zusammengekommen war, wünschte nichts mehr, als nun
auch den König selber zu sprechen, denn in einer Viertelstunde komme
man durch mündliche Erklärungen weiter, als schriftlich in einer Woche.
Aus den wenigen, undatirten, da sich die Absichten oft anders
modificirten, nicht recht verständlichen Ueberresten der damals ge-
wechselten Briefe und Billets ergiebt sich, daß sowohl Goltz als Eichel
eine Vereinbarung dringend wünschten. Podewils war entfernt und
nicht in das Geheimniß gezogen.
Dem König flößte der Antrag, der ihm geschah, noch immer
nichts weniger als Zutrauen ein. Die Vorschläge waren allerdings
so vortheilhaft und trafen mit dem Bedürfniß des Augenblicks so
vollkommen zusammen, daß er sie nicht von sich weisen mochte; wie
aber, wenn die Annahme derselben seinen Verbündeten bekannt wurde?
mußte er nicht die widerwärtigsten Zerwürfnisse, eine völlige Isolirung
fürchten? Er nahm die Zusammenkunft an, die in einem starhem-
bergischen Schloß in der Mitte der beiden Heere, zu Kleinschnellen-
dorf, stattfinden sollte; aber je mehr er nachdachte, desto mehr schien
ihm, als gehe die Absicht der Oesterreicher nur dahin, durch die Be-
kanntmachung der zu schließenden Convention den Bund zu zersprengen,
der ihnen so gefährlich war. Es kam ihm unglaublich vor, daß sie
sich ganz ehrlicherweise auf eine mündliche Erklärung allein, ohne ein
geschriebenes Wort von ihm oder von einem seiner Minister zu haben,
zu einer Abtretung von diesem Umfang verstehen würden. Es darauf
zu wagen, sich allen den nachtheiligen Folgen, die hieraus entspringen
konnten, auszusetzen, war er nicht gesonnen. Wenn er Oesterreich der
Uebermacht der Franzosen nicht zu überlassen dachte, so wollte er sich
pris de cette manceuv#re se campa à Oppersdorf; je me portois sur Fried--
land, et les Autrichiens marchoient sur Steinau.