Zweites Gapitel.
Friedrich II. in Mähren.
Bei der Verabredung, durch welche der Krieg zwischen Oesterreich
und Preußen unterbrochen worden war, bildete, wie wir sahen, die
Geheimhaltung derselben für Friedrich eine der wesentlichsten Be-
dingungen, wie er sie denn auch als solche aufgestellt hatte.
Nun war aber diese Bedingung keinen Augenblick beobachtet
worden.
Aus einem Schreiben des Reichshofraths Knorr an den Herzog
von Braunschweig, vom 18. October 1741, sehen wir, daß derselbe
damals bereits davon wußte und kein Bedenken trug, davon Mitthei-
lung zu machen. Der Hofkanzler Sinzendorf sprach davon, als von
einem Geheimniß, aber er sprach davon #).
Man hat zwar gesagt, das Geheimniß zu halten sei in diesem
Fall unmöglich gewesen, die Vögel in der Luft würden es weiter ge-
tragen haben; und gewiß unmöglich ist es, unverbürgte Gerüchte zu
verhüten, die Frage ist nur, ob sie eine officielle Bestätigung erhalten.
Friedrich ließ in seiner Nähe keine Ahnung von demselben auf-
kommen. Es mochte unabsichtlich sein, daß sich die Nachricht gar bald
auf den vornehmsten Sammelplätzen des damaligen diplomatischen
1) Knorr: mit dem König von Preußen hat er (der Großherzog) heimlich
Friede gemacht, welchen sie noch geheim halten wollen; Sinzendorf aber sagt
im Vertrauen: der König von Preußen erhält, was er begehrt. Dagegen
fsällt der Nachweis, daß die Mittheilungen ohne Antheil des Hofes geschehen
seien, wenig ins Gewicht. Es mag die Nachricht des österreichischen Diplomaten
im Ausland unter Anweisung zur Verschwiegenheit mitgetheilt worden sein.
Wer stand aber daflr, daß sie es halten würden?