494 Neuntes Buch. Zweites Capitel.
ableugnen werde, wenn davon die Rede sei, aber es war doch hart,
dies thun zu müssen 1). Seine ganze feindselige Stimmung erwachte
aufs neue. Er zweifelte nicht, die wahre Absicht des Wiener Hofes
gehe dahin, ihn mit seinen Verbündeten zu entzweien, so gut wie
einst bei der Veröffentlichung des von seinen Gesandten eingegebenen
Protokolls, und sei immer dahin gegangen. Er fühlte sich von jeder
weiteren Verpflichtung frei. Sein Gesichtspunkt war, sich durch die
Veröffentlichung des Verhältnisses zu Oesterreich nicht von seinen Ver-
bündeten trennen zu lassen. Wir wiederholen nicht, daß dahin die
bewußte Absicht des Hauses Oesterreich gerichtet gewesen sei, obwol
es von demselben ohne Zweifel gern gesehen worden wäre; aber für
den König war es eine Nothwendigkeit, es nicht dahin kommen zu
lassen. Wollte man doch nicht immer aufs neue die moralischen
Anklagen wiederholen. Friedrich giebt einigen Anlaß dazu, denn
was die andern thaten, ohne es zu bekennen, spricht er wohl ein-
mal ganz offen aus; die Handlungen selbst wurden durch die großen
Verhältnisse bestimmt. Die Geheimhaltung des Vertrages bildete
für ihn die Bedingung eines guten Verhältnisses zu den übrigen
Verbündeten. Insofern hatte man auf der andern Seite die Pflicht,
das Geheimniß auf das Strengste zu beobachten, denn man konnte
wissen, daß er sich zu einer neuen Waffenerhebung entschließen.
würde.
Außerdem entstand ihm aber auch durch den Gang, den die
Dinge nahmen, eine Gefahr, die ihn antrieb, aufs neue in dieselben
einzugreifen. Man wird nicht leugnen können, daß von ihm der Be-
ginn des Glückswechsels von Oesterreich ausgegangen war; denn was
die Ungarn anbelangt, so forderten ihre Rüstungen noch immer ein
paar Monate Zeit, um einen wirksamen Einfluß zu gewinnen. Allein
weder diese noch vollends die Unternehmungen Khevenhüllers lagen in
seiner Berechnung; so eben dem vollen Verderben nahe, erschien die
Königin nicht allein den eingedrungenen Feinden gewachsen, sondern
ihren Nachbarn gefährlich.
1) Resolution auf eine Eingabe von Hyndford 24. Dec.: „Von ihm wäre
persnadiret, er würde daos Secret religiensement halten: hätte man öster-
reichischer Seits solches gethan, und mich nicht in die epincusesten Umstände
von der Welt gesetzet, so würde meinerseits nicht gefehlet haben. Wollen die
Oesterreicher bruit davon machen, ist es desto schlimmer vor sic und ich werde
sie hautement dementiren. Besser wäre es, wenn Hyndford sice zu vernünf-
tigen Gedanken bringen könnte.“