Friedrich II. in Mähren. 503
Ein noch ganz anderes Unternehmen als das schlesische, auf eine
große Einwirkung über Europa, eine allgemeine Pacification im preu-
Pischen Sinn hinzielend, aber nun auch um vieles schwieriger, sowohl
an sich als besonders darum, weil die Mitwirkung fremder Kräfte
dazu erfordert wurde.
Noch vor dem Beginn konnte man das bereits fühlen.
Indem Friedrich auf dem Wege war, die Franzosen, welche in
Linz belagert wurden, durch eine Diversion zu retten, hatten sich diese
schon genöthigt gesehen, den Platz zu räumen. Wie die rasche Be-
wegung der leichten Reiterei im offenen Feld, so gab die schonungs-
lose Wuth der Warasdiner Grenzer bei ihren Anfällen gegen Plätze,
die nicht allzufest waren, wie dieser, der Königin einen großen Vor-
theil. Bald nach Linz fiel auch Passau in die Hände der Oesterreicher
— 214. bis 25. Januar —; bei ihrer Annäherung ward Braunau
verlassen, und ohne Rückhalt drangen die khevenhüllerschen Scharen
in dem offenen Baiern vor, dem sie zehnfältig vergalten, was Oester-
reich von dem Kurfürsten gelitten hatte.
Da dergestalt der nächste der Zwecke, die man sich vorgesetzt,
nicht mehr zu erreichen war, so meinten die Sachsen bereits, die ganze
Unternehmung sei zu unterlassen; Friedrich erwiederte, es werde darum
um so nöthiger: Baiern würde sonst völlig in die Hände der Königin
gerathen, und ein neuer Zug französischer Hülfstruppen, den man so
eben in Deutschland erwartete, unmöglich werden.
Auch die Franzosen, die im ersten Augenblick nur zu empsinden
schienen, daß die Ankunft des Königs sie von dem ihnen sonst bevor-
stehenden Verderben rettete, bemerkten doch bald, daß er nicht dazu
allein gekommen war, sondern seine eigene Politik zu vollführen, ihrem
Einfluß das Gleichgewicht in Mitte ihres Bundes zu halten denke.
Wenn Polastron sich an den König anschloß, so geschah das weniger
auf Befehl Broglies, der es vielmehr schon nicht mehr wünschte, als
aus eigenem Ermessen, wie denn die Oberhäupter der Franzosen diesem
damals im Staat und im Krieg nicht selten folgten.
Eine fernere, nicht geringe Schwierigkeit erblickten die Freunde
Friedrichs in der Beschaffenheit des Landes, der Stimmung der Ein-
wohner desselben. Cabinetsrath Eichel, laut eines seiner Briefe, hofft
kein Glück in dem bergigten Mähren, das wenig Heerstraßen habe
und bei eintretendem Thauwetter im Winter ganz unwegsam werden
dürfte, wo das]Landvolk ihm tückisch vorkommt; er fürchtet, der Kriegs-
zug könne den zweiten Band der Gefahren von Mollwitz bilden: „möge
Gott das drohende Unheil verhüten“.