Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Bündniß von Hannover. 45 
Aufzeichnungen über Czar Peter J, daß sich derselbe schon am 7. Ja- 
nuar 1725 mit seinem Beitritt zu der Verbindung zwischen Spanien 
und Oesterreich, die also damals schon eine gewisse Haltbarkeit ge- 
wonnen haben mußte, beschäftigt habe. 
Es schien, als sollte von der Meerenge von Gibraltar bis nach 
Kronstadt der kaum beendigte Kampf wieder in neuen Flammen auf- 
lodern. 
Ein Zustand der allgemeinen Angelegenheiten, welcher für den 
eben aufkommenden preußischen Staat, der beide Systeme berührte, 
aber keinem angehörte, mit allen benachbarten Mächten in engen Be- 
ziehungen stand, ohne doch ihre Politik zu theilen, eine ganz beson- 
dere Schwierigkeit der Behandlung darbot. 
Noch konnte Preußen nicht daran denken, sich den vier anderen 
Mächten als eine fünfte an die Seite zu stellen; aber so viel Kraft 
hatte es bereits entwickelt, daß in allgemeinen und deutschen Angelegen- 
heiten nichts geschehen konnte, woran es nicht eingreifenden Antheil 
genommen hätte. Man mußte nun sehen, ob es bei dem drohenden 
Herannahen eines allgemeinen Zusammenstoßes eine Politik beobachten 
würde, ihm selber angemessen und dem europäischen Gemeinwesen 
förderlich. 
Die meisten der zunächst obschwebenden besonderen Streitigkeiten 
lagen ihm ferne. Welche Privilegien die Handelsgesellschaft von Ost- 
ende in den amerikanischen Provinzen genieße, wer seine Fahne in 
Gibraltar wehen lasse, kümmerte den König von Preußen wenig, der 
nicht für seinen Beruf hielt, sich in fremde Angelegenheiten zu mischen: 
es berührte ihn selbst nicht unmittelbar, welche von den beiden Linien 
des Hauses Oldenburg in den holstein-gottorpischen Landen regiere. 
Sowie man sich aber von diesen Streitpunkten in das Gebiet 
der allgemeinen Politik erhob, wurden die Fragen auch für Preußen 
von dringender Wichtigkeit. 
Sein Dasein hatte eine seiner Grundlagen in dem europäischen 
Gleichgewicht; einer überwiegenden Macht würde es leicht zum Opfer 
gefallen sein. 
Keine Frage, daß eine Vereinigung zwischen Spanien und Oester- 
reich wie die, mit der man umging, für Preußen gefährlich war, ihm 
aus religiösen, sowie aus politischen Rücksichten widerwärtig sein 
mußte. 
Alle die letzten Jahre daher hatten die religiösen Gegensätze das 
deutsche Reich gewaltig aufgeregt. Die Bestätigung der Ryswifker 
dem Protestantismus so überaus ungünstigen Clausel im Badenschen
	        
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