Friedrich uͤ. in Mähren. 507
löschen, ehe man es in fremden anzünde. Der Feldmarschall brauchte
darum Baiern nicht zu verlassen; es genügte schon, und dazu wies
ihn die Königin in den gemessensten Ausdrücken an, daß er einen Theil
seiner Truppen, vier Regimenter zu Fuß, zwei zu Pferde und 3000
Kroaten, zu der großen Armee in Böhmen stoßen ließ.
Hiedurch und durch andern Zuzug ward diese in Stand gesetzt,
zur Offensive zu schreiten.
Etwas Anderes wäre es gewesen, wenn die Franzosen sich schlag-
fertig und kampfbegierig gezeigt hätten. Aber sie fürchteten nur immer,
daß sich der Sturm des österreichischen Angriffs gegen sie entladen
möchte; sie hegten Unwillen über den König von Preußen, daß er sich
ihnen nicht beigeselle und ihnen unmittelbar zu Hülfe komme. In
dem österreichischen Hauptquartier war man nicht allein an sich über-
zeugt, sondern auch durch geheime Nachrichten unterrichtet, daß sie
nichts Entscheidendes unternehmen würden. Zugleich nahm man eine
Wendung gegen die preußisch sächsischen Stellungen: denn die Ehre
schien es zu fordern, daß man sich zunächst gegen den stärkeren Feind
wende, der die Hauptstadt bedrohe. So ward, denn weder der Hof
noch die Befehlshaber hatten die Sache allein entscheiden wollen, in
einem Kriegsrath der Generale der Beschluß gefaßt 1), eine kleinere
Truppenschar, unter Lobkowitz, hier gegen die Franzosen zurückzulassen,
mit der größeren aber dem König zu Leibe zu gehen, dem man auch
bald von der ungarischen Seite her beizukommen hoffe.
Dergestalt behauptete die österreichische Macht ihre ganze mili-
tärische Position und schien zu neuen Unternehmungen fertig; es ließ
sich nicht daran denken, daß Maria Theresia auf Anträge, welche ihr
eine Abtretung großer Provinzen auflegten, eingegangen wäre.
— Man muß sagen, wenn der König mit seinem Kriegszug etwas
ausrichten wollte, so hätte er auch zu einem Angriff auf Wien ent-
schlossen sein müssen, sonst konnte seine Diversion nicht die Wirkung
haben, die er beabsichtigte.
Durch leichte Anfälle war die Königin nicht zu schrecken. Sie
trug kein Bedenken, nachdem das Vertrauen zu den Ungarn einmal
bergestellt war, diese selber, was ehedem nie geschehen wäre, als vor-
nehmste Besatzung in die Befestigungen von Wien aufzunehmen.
In der vorliegenden Frage, wie sie sich nunmehr politisch ge-
staltete, welche die künftige Stellung von Oesterreich als europäische
1) Oesterreichische Militärzeitschrift 1827 INX, 53; 1828 III, 231. Brownes
Einreden machten doch die Sache nicht rückgängig.