Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Friedrich II. in Mähren. 511 
und in der That diente derselbe dazu, die Rüstungen zu beschleunigen;: 
nach und nach überschritten sie die mährischen Grenzen. Die Absicht 
des Hofkriegsraths war, daß die beiden Heere zusammen auf den König 
von Preußen losgehen und ihm eine Schlacht liefern sollten. 
Eine solche hätte auch darin noch eine besondere Gefahr, daß das 
währische Landvolk, durch die Gewaltsamkeiten, die es erduldet hatte, 
aufs Aeußerste gebracht war und nach Rache dürstete. 
Ehe Friedrich sich darüber entschied, ob er sie annehmen könne, 
fragte er noch einmal bei dem Befehlshaber der Sachsen an, ob er 
sich auf den ersten Befehl mit den Preußen vereinigen wolle, erhielt 
jedoch nur eine ausweichende Antwort, in welcher der Schwierigkeiten 
der Sache und der geringen Anzahl der Leute, die in den Winter- 
quartieren viel gelitten hatten, gedacht wurde. Der König fürchtete, 
dadurch solle künftiger Ungehorsam im voraus gerechtfertigt werden, 
und hielt für das Beste, die Sachsen, wie sie längst gewünscht, von 
sich zu lassen. Ich beschloß, sagt er, niemals wieder die Anführung 
über andere Truppen zu übernehmen, als über solche, über die ich 
auch zu befehlen habe; niemals wieder mit Andern weder die Ge- 
fahren zu theilen, welche zu bestehen sind, noch den Ruhm, der zu 
hoffen ist. 
Damit ward es aber auch unmöglich, den Feind zu erwarten, 
ihm eine Schlacht zu liefern; die gefaßten Entwürfe zu verfolgen?). 
Zum ersten Mal sah König Friedrich sich Schranken gesetzt, die er 
nicht bewältigen konnte, und genöthigt, einen großen politischen Ge- 
danken so gut wie aufzugeben. 
Am 5. April 1742 brach er von Selowitz auf und schlug eine 
rückgängige Bewegung ein über Prosnitz nach Zwittau hin. 
So voll von Gefahren war dieselbe nun wohl nicht, wie Eichel 
befürchtet hatte, aber sehr beschwerlich wurde sie doch, namentlich den 
vereinzelten Abtheilungen durch die Angriffe der feindlichen Husaren, 
mit denen man sich unaufhörlich zu schlagen hatte. Zuweilen spreng- 
ten sic, mit lautem Geschrei, in vollem Jagen heran, dann reichte eine 
Anzahl guter Schützen, etwa in den Hohlungen vertheilt, schon hin, 
sie in Verwirrung zu bringen; — zuweilen warteten sie in geschlossenen 
Linien auf ein aus den Defileen hervorkommendes Bataillon: in ein 
1) Aus der Zeit, wo er die Schlacht erwartete (20 Nh, sind die Verse 
an Algarotti in der akad. Ausgabe der Oeuvres XVIII, 
De Cadiz à Vibourg, d’'Albion à Felllnetn 
Tout attend de nos bras sa gloirc ou sa ruine.
	        
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