Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Friedrich II. in Mähren. 513 
behaupten, bis die etwa angesammelten Vorräthe in Sicherheit ge- 
bracht waren. 
Schon zog Prinz Carl mit der gesammten österreichischen Haupt- 
macht unaufgehalten gegen Olmütz heran. Am 8. April war er zu 
Znaim, am 18. zu Prosnitz; am 25. räumten die Preußen, nicht 
ohne für ihre Vorräthe gesorgt zu haben, Olmütz; ganz Mähren 
kehrte wieder unter den österreichischen Gehorsam zurück; der Prinz 
richtete ein allgemeines Landesaufgebot ein, um ähnlichen Unfällen 
vorzubeugen, und nahm indeß, wie Friedrich, seine Richtung nach 
Vöhmen. 
Am 17. April war die erste Colonne des preußischen Heeres zu 
Chrudim eingetroffen. Hier an den Ufern der Sazawa und Elbe, in 
einem durch Getreidebau und Viehzucht reichen Landstrich, wo ein 
Dorf an das andere stößt, dachte der König seine Truppen von den 
mährischen Beschwerden zu erfrischen. Doch glaubte er nicht, mit 
denen, die um ihn waren, allein die Kriegsmacht von Oesterreich be- 
stehen zu können. So wie er der ernstlichen Rüstungen der unga- 
rischen Nation inne wurde, hatte er den alten Fürsten von Anhalt 
beauftragt, das einst gegen Hannover und Sachsen zusammengebrachte 
Heer, denn mit den dortigen Gefahren war es für jetzt vorüber, ihm 
nach Böhmen zuzuführen; und schon überschritten die ersten Regi- 
menter bei Pardubitz und Kollin die Elbe, um sich mit ihm zu ver- 
einigen. Schwerin scheint es doch tief empfunden zu haben, obgleich 
er es nicht Wort haben will, daß nicht ihm, sondern dem Fürsten 
der Befehl in Oberschlesien anvertraut ward; körperlich angegriffen 
und geistig verstimmt entfernte er sich aus dem Felde 1). Aber auch 
dem Fürsten ward keine Eigenmächtigkeit gestattet; daß er bei seiner 
Führung von der Anordnung des Königs abgewichen war, zog ihm 
eine starke Zurechtweisung zu ?2); der Oberbefehl wurde ihm nichts- 
destominder mit vollkommenem Vertrauen übertragen. 
So endigte der Feldzug in Mähren. Es war ein Unternehmen 
1) Die Worte eines Briefes vom 18. März zeigen seine Stimmung: Jai 
des acceès de foiblesse qui me font plus penser à la mort qufd la vie ct 
"ouvent je ne sais à quoi je pense. — — Je n’enric en aucune facon la 
gloire du commandant au prince Leopold en la Silésie, je rends justice 
à son merite et connois le peu qduc je vaux, et ce due je valais s'abaisse 
avec mon age et mes infirmités. 
2) Chrudim, 21. April. Und wenn Sie noch habiler als Cäsar wären, 
und meinen Ordres nicht accurat und stricte nachlebten, so hülse mir das 
Uebrige nicht. Bei Orlich I, 357. 
v. Ranke's Werke XXVII. XXVill. 33
	        
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