Schlacht von Chotufitz. 517
Als Friedrich mit seiner Armee nach Böhmen zurückging, fand
er gerathen, die früher abgebrochenen Unterhandlungen wieder anzu-
knüpfen.
Schon sein Entschluß enthielt ein Ereigniß; er konnte gar nicht
unterhandeln, ohne das stillschweigende Zugeständniß, daß Oesterreich
nicht allein, was schon der Inhalt der früheren Abrede gewesen, un-
abhängig von Frankreich, sondern daß es auch ferner als große euro-
päische Macht bestehen sollte. Friedrich gab den Gedanken auf, der
Königin Mähren und Böhmen zu entreißen, so viel ihm auch wegen
seiner eigenen Sicherheit daran gelegen gewesen wäre.
Eigentlich dadurch erst kehrte er in die alten Bahnen des euro-
päischen Staatensystems zurück; es ward ihm wieder möglich, mit
England Hand in Hand zu gehen.
Wenn es dann weiter darauf ankam, die Bedingungen einer
definitiven Abkunft zu finden, so waren es eben die Engländer —
denn nach wie vor wünschten sie nichts mehr als eine Verständigung
zwischen Oesterreich und Preußen, um den Franzosen die Unterstützung
des letztern zu entziehen —, welche sich der Forderungen des Königs
annahmen. Diese waren zweierlei.
Vor allem wollte Friedrich von der Anmuthung nichts hören, die
ihm auch noch jetzt gemacht wurde, daß er der Königin von Ungarn
wider seine bisherigen Verbündeten Beistand leisten solle. Er be-
hauptete, diese Fürstin gerathe mit sich selbst in Widerspruch, indem
sie dies verlange. Wenn sie nicht Kräfte genug besitze, um Franzosen
und Sachsen mit ihrer Macht allein zurückzuweisen, wie wolle sie den-
selben widerstehen, wenn er mit ihnen verbunden wäre? Fühle sie
sich aber stark genug, sowohl diesen als ihm selbst Widerstand zu
leisten, so müsse sie um so viel leichter den Sieg davon tragen, wenn
sie sich nur mit jenen zu schlagen habe. „Mit Einem Worte: meinen
Beistand braucht sie nicht, und meine Neutralität verschafft ihr den
Sieg.“ Hyndford stimmte ganz damit überein: er erklärte, er finde
dies Dilemma so überzeugend, wie nur einen mathematischen Beweis
bei Newton. .
Ueberdies aber trat Friedrich mit den weiterreichenden Territorial-
ansprüchen hervor, die er sich indeß gebildet hatte. Was er von den
beiden andern Fürsten erwerben wollen, Oberschlesien und Glatz, nahm
er auch von der Königin in Anspruch; er hegte sogar den Wunsch,
statt Oberschlesiens zwei böhmische Kreise, Königingrätz und Pardubitz,
mit Niederschlesien zu vereinigen. Auch darüber hatte er schon mit
Carl Albert unterhandelt, nichts wäre ihm erwünschter gewesen; doch