Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Schlacht von Chotusitz. 523 
zusammen kam. Erst hier vernahm man, wie nahe man den Feind 
hatte, und zwar nicht in Dörfern zerstreut, sondern in einem einzigen 
Lager zusammen; entschloff sen, ihn. daselbst aufzusuchen, war man doch 
noch bis gegen 7 Uhr beschäftigt, ehe man zum Angriff schreiten 
konnte. 
Noch waren die Preußen in ihrem Lager ohne alle Ahnung hie- 
von; weder Kundschafter noch Ueberläufer hatten etwas Zuverlässiges 
gemeldet; ein Rittmeister, auf einer Höhe aufgestellt, mit ausdrück- 
lichem Befehl, keinen unnützen Lärm zu machen, wenn er blos Hu- 
saren sähe, unterschied endlich die Bewegungen eines förmlichen Heer- 
haufens: Prinz Leopold, der eben den Posten besichtigte, überzeugte sich 
selbst und eilte zurück, um das Heer in Schlachtordnung zu stellen. 
Er wählte dazu jene Niederungen zu beiden Seiten von Chotu- 
sitz, dessen Kirchthurm zum Richtpunkt der Aufstellung für die Linie 
des ersten Treffens?) dienen sollte. Von dem Dorfe, dessen vorwärts 
gelegene Hecken und Zäune mit besonderer Sorgfalt besetzt wurden, 
dehnte sich der rechte Flügel nach den Teichen von Cirkwitz, der linke 
nach dem Park von Sehusitsch hin aus. Indem man sich in Ord- 
nung stellte, erschien der König, der mit dem frühesten Morgen auf- 
gebrochen, gerade in der rechten Stunde. Seine Bataillone nahmen 
den ihnen vorbehaltenen Platz, hauptsächlich in dem zweiten Treffen 
auf dem rechten Flügel ein2). 
Die Oesterreicher, durch das Ueberschreiten eines Baches noch eine 
Weile aufgehalten, rückten in derselben Zeit ebenfalls heran. 
Die Oesterreicher zählten 38, die Preußen 30 Bataillone; jene 
92, diese 70 Schwadronen 2). Nach dem alten Herkommen war das 
eine wie das andere dieser Heere noch in zwei Treffen aufgestellt und 
die Reiterei auf beiden Flanken geschaart. 
Der Schlacht, zu der man sich anschickte, kommt an und für sich 
nicht die Bedeutung der Mollwitzischen zu. Oesterreich hatte in diesem 
Augenblicke nicht die Wiedereroberung von Schlesien und der König 
eben so wenig eine Eroberung von Böhmen im Sinn. Wurde der 
1) point d'alignement, deun technische Ausdrücke dieser Art muß man 
wohl umschreiben. 
2) Vgl. über die Zahlen Malinowski und Bonin III, 601; in den hand- 
schriftlichen Nachrichten finden sich manche Abweichungen. 
3) Aeltere Redaction der Memoiren: Ma cavalleric se mit en second 
ligne derrière ceux que Ccommandoit Mr. de Bodenburg, ct mon infanterie 
se mit en partie dans le flanc droit de la première ligne et en partie 
dans la seconde.
	        
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