Bündniß von Hannover. 47
So oft Georg 1 von England nach Hannover herüberkam, ver-
anstaltete er, wenn es irgend möglich war, eine Zusammenkunft mit
seiner Tochter und seinem Schwiegersohn. Zuweilen kam er nach
Berlin, um die zunehmende Familie, seine Enkel zu sehen; öfter
gingen König und Königin von Preußen nach Hannover oder nach
jenem Jagdbezirk an den Grenzen der Altmark, wo große Eichen= und
Buchenwaldungen die alten Confinien zwischen der sächsischen und der
wendischen Nation bezeichnen, der Göhrde. Im Sommer 1725 war
nun König Georg I, begleitet von dem englischen Minister Lord
Townshend, einem Manne, der Feuer und Kühnheit mit Erfahrung
und Gründlichkeit in den Geschäften verband, herübergekommen:
Friedrich Wilhelm und Sophie Dorothea besuchten ihn; besonders in
den Gärten von Herrenhausen, die damals für die schönsten der Welt
erklärt worden sind, war man beisammen.
Der englischen Politik kam es nun besonders zu Statten, daß
die Königin von Preußen eine neue Verbindung beider Familien zu
Stande zu bringen wünschte. Oft mag davon früher im Gespräch
die Rede gewesen sein; festgesetzt war noch nichts darüber 1). Von
ihrem Vater auf das zärtlichste aufgenommen hoffte die Königin jetzt
ein festes Versprechen zu erlangen. Lord Towushend spricht in einem
seiner Schreiben die Meinung aus, daß es damit keine Schwierigkeit
haben werde.
Zugleich brachte Townshend nun aber auch die öffentlichen An-
gelegenheiten zur Sprache. Friedrich Wilhelm liebte eigentlich diese
Art der Geschäftsführung nicht. Feurig und ungestüm wie er war,
hat er öfter zu bereuen gehabt, in persönlichem Verkehr zu weit her-
ausgegangen zu sein, zu viel gesagt zu haben: dagegen hat er auch
ein ander Mal zu viel nachgegeben und sich mehr, als er später
billigte, abgewinnen lassen. Was man aber selbst von sich fürchtet,
das ist man eben darum auch wieder in Gefahr zu thun: auch dies-
mal trat Friedrich Wilhelm persönlich in Unterhandlungen: Lord
Townshend wußte seine ganze Seele zu bewegen. Die Ereignisse
in Thorn, wo ein Tumult, der bei einer Jesuitenprocession entstan-
den, von den Polen auf eine Art geahndet wurde, welche den durch
1) Es ist ein Irrthum der Prinzessin Friederike Wilhelmine, wenn sie
angiebt, daß schon zwei Jahre früher in einem zu Charlottenburg geschlossenen
Vertrage über ihre Vermählung mit dem präsumtiven Thronerben von Eng-
land ein Abkommen getroffen worden sei. Dieser Vertrag enthält, anch in
seinen geheimen Artikeln, kein Wort davon.