Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Diertes Eapitel. 
Präliminarien zu Breslau, Friede zu Berlin. 
Durch seinen Zug nach Mähren hatte Friedrich die Ansprüche 
von Baiern und von Sachsen auf die österreichische Erbfolge fest- 
zuhalten, Oesterreich von den Nachbarlanden, wo es ihm gefährlich 
werden konnte, auszuschließen gedacht; damit war es ihm jedoch miß- 
lungen: dieser Gedanke mußte aufgegeben werden. 
Dagegen hatte Oesterreich unternommen, die Ansprüche von 
Preußen unter die ihm früher geschehenen Anerbietungen herab- 
zubringen, und wenn es dieser Macht ja einiges zugestand, sie dafür 
zu nöthigen, gemeine Sache mit ihm zu machen; allen Anmuthungen 
dieser Art war nun aber durch die Schlacht von Chotusitz ein Ziel 
gesetzt worden. 
Beide Theile hatten aufs neue ihre gegenseitige Streitkraft er- 
probt. Friedrich dachte trotz seines Sieges nicht mehr daran, daß 
der Königin Böhmen und Mähren entrissen werden könne; der öster- 
reichische Hof mußte inne werden, daß der unüberwindliche Feind 
niemals die Bedingungen annehmen werde, welche ihm zuletzt vor- 
geschlagen worden. 
Davon abzustehen, ermahnte Lord Hyndford den Hof, noch vor 
aller Correspondenz mit dem König von Preußen, unmittelbar nach 
der Schlacht. Auf das Dringendste forderte Georg II selber die Kö- 
nigin dazu auf. 
In diesen Tagen war Graf Sinzendorf, der also doch noch einen 
Anfang des wiederkehrenden Glückes erlebt hatte, in hohem Alter ge- 
storben. Sein Nachfolger für die auswärtigen Angelegenheiten war 
Graf Uhlefeld, bisher Gesandter in Holland, der zwar dort nicht 
eben populär geworden war — er galt für trocken #und gebieterisch — 
v. Ranke'" Werke XXVII. XXVI1. 34
	        
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