Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Einrichtung der preußischen Regierung in Schlesien. 551 
In demselben Augenblicke, wo die aristokratisch-ständische Ver- 
fassung von Ungarn sich auf immer festsetzte, ward einem zwar nicht 
gleichen, aber doch verwandten Bestreben auf immer ein Ende ge- 
macht. Dort erhielt sich die wie nach oben, so auch nach unten ge- 
richtete ständische Eigengewalt; hier ward dieselbe von den Ideen des 
monarchischen Staates und einer auf gleichmäßigeren Rechten und 
Pflichten beruhenden Verwaltung zurückgedrängt. Weder das eine 
noch das andere erregte doch bei der damaligen Welt ein großes Auf- 
sehen; sie war noch zu lebhaft mit der Auseinandersetzung der großen 
Territorialverhältnisse beschäftigt. 
Den Tag nach der Huldigung ließ der König einige der an- 
gesehensten Mitglieder der Stände, unter denen die Grafen Schönaich, 
Räder, Logan, der Prälat von S. Matthia, die Herren von Jeutha, 
Reibnitz, Fürst, Eicke genannt werden, zu sich einladen, und eröffnete 
sich ihnen in seinem Cabinet über die Art und Weise der Verände- 
rung, die er in Schlesien eintreten zu lassen denke. 
„Vor allem solle der Unterschied zwischen den beiden Religionen, 
der bisher obgewaltet, aufhören; kein Katholischer solle deshalb, weil 
er das sei, sein Recht verlieren; noch ein Evangelischer dadurch ge- 
winnen. Er selbst sei „durchaus ein Liebhaber der Toleranz“; er 
wünsche ein gutes Verständniß zwischen den beiden Parteien statt der 
bisherigen Verfolgung hervorzubringen.“ 
„Er beabsichtige zwei Justizcollegien einzurichten, das eine in 
Breslau, das andere in Glogau, und dieselben mit Schlesiern zu be- 
setzen, weil sich bei diesen eine größere Kunde ihrer Landesgewohn- 
heiten vermuthen lasse: doch solle bei einem jeden ein Brandenburger 
angestellt werden.“ 
„Bei dem Finanzwesen könne er keine Schlesier anstellen, bevor 
sich nicht die, welche dabei zu dienen geneigt seien, in den alten Lan- 
den dazu geschickt gemacht würden; denn in diesem Zweige habe er 
eine große Veränderung vor. Binnen Jahr und Tag denke er eine 
neue Classification aller Güter und alles Einkommens zu Stande zu 
bringen und danach die Contribution zu bestimmen, so daß jeder Ort 
wisse, was und wie viel er jedesmal zu entrichten habe; außerordent- 
liche Abgaben werde er auch dann nicht fordern, wenn er in Krieg 
verwickelt werde. Die Accise auf dem Lande wolle er abschaffen und 
durch eine Nahrungssteuer ersetzen.“ 
sein befunden werden möchten, zu erhalten, auch dabei kräftig und königlich 
zu schüteen und zu handhaben.
	        
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