Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

50 Fünftes Buch. Zweites Capitel. 
fallen ließ. So kam es zum Abschluß des, Vertrages von Hannover 
vom 3. September 1725 zwischen Frankreich, England und Preußen. 
Das wichtigste darin ist, daß die drei Mächte einander wie ihre 
Besitzungen so auch ihre Rechte gegenseilig gewährleisten. Frankreich 
verspricht ausdrücklich, die beiden anderen Verbündeten zu unterstützen, 
wenn im Reiche etwas zu ihrem Nachtheil unternommen werde; ge- 
meinschaftlich wollten sie die Vorschläge in Betracht ziehen, die ihnen 
über die kaiserliche Succession gemacht werden konnten, und keinen 
annehmen, der ihnen für ihre Interessen und für die Behauptung des 
Gleichgewichts von Europa unzulänglich erscheinen könnte. Man sieht, 
daß der Nachdruck der ganzen Uebereinkunft in dem Widerstande liegt, 
den man den vermutheten kaiserlichen Entwürfen entgegensetzen will, 
und in der Gewährleistung der gegenseitigen Rechte. Indessen konnte 
eine so allgemeine Verpflichtung dem König von Preußen nicht ge- 
nühen. Der Vertrag ist gleich Anfangs bekannt geworden, oft genug 
gedruckt und unzählige Mal ausgezogen; vollständig aber kennt man 
denselben noch nicht 1). Was ihm für Preußen seine Bedeutung giebt, 
ist ein geheimer Artikel, der im Original noch vor den abgesonderten 
eingeschaltet und bisher wirklich geheim geblieben ist. Frankreich und 
England versprechen darin beide, nicht zuzulassen, daß bei dem Ab- 
gang des Hauses Neuburg die Länder Jülich und Berg, auf welche 
Preußen Anspruch mache, sequestrirt, oder ein förmlicher Proceß dar- 
über eröffnet werde, noch auch Sr. Preußischen Majestät dabei irgend 
ein thatsächliches Unrecht geschehe; sie wollen vielmehr dahin arbeiten, 
daß die Parteien sich dem Ausspruch unparteiischer Mächte unter- 
werfen2). Zugleich durch die allgemeinen Betrachtungen und diesen 
1) Ein für allemal sei bemerkt, daß ich hier wie fortan, die erste Aus- 
gabe des vorliegenden Werkes vom Jahre 1847 in allem Wesentlichen re- 
producire, wie das denn auch für die Geschichte der Studien für diese Epoche 
ersorderlich erscheint. Ich süge nur Eines und das Andere hinzu, was fort- 
gesetzte eigene Forschung an die Hand gegeben hat. 
2) Der Artikel lautet: S. M. le roi de Prusse ayant présenté à S. 
N très-chrétienne et S. M. Britanniquc, duc lors de Textinction des 
princes de la maison de Neubourg ellce auroit des prétentions à cxercer 
sur la succession de Berg et de Juliers ct ayant demande à L.L DD MM. 
de vouloir bien luy etre favorables en luy assurant beffet des conven- 
tions faites cy-devant sur cc sujet ct leurs dites AM. Tres Chne et Bri- 
tannique voulant en tout ce qui dépend d'’Elles donner à S8 M le roi, 
de Prusse des témoignages de leur attention pour les choses qui l’in- 
téressent, Elles promettent due le cas arrivant qu'’il n#’'y eut plus de 
Drinces de la maison de Neubourg elles favoriseront et seconderont les
	        
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