Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

562 Neuntes Buch. Fünstes Capitel. 
hypothecirt worden, noch einige eigenthümliche Lasten, die nun auf 
die königlichen Cassen fielen. 
Gegen die holländische Schuld stellte Friedrich, nach dem Wort- 
laut des definitiven Friedens, Gegenliquidationen auf, welche aus 
jenen Anforderungen an die Zölle der Maas entsprangen; die eng- 
lische zu tilgen traf er augenblicklich Anstalt. Man ging bei der 
Uebersendung der Gelder sehr eigenthümlich zu Werke. In den lan- 
desüblichen Münzsorten, wie sie eingingen, übergab sie Münchow in 
wohlverwahrten Fässern an einen von Splittgerber und Daum als 
sicher empfohlenen Fuhrmann, unter der Adresse eines höheren Be- 
amten; die Absicht war, alles Aufsehen zu vermeiden und zugleich 
den damaligen guten Stand des Silbers zu benutzen. 
Zu des Königs eigenen Händen kamen nicht mehr als 16,000 
bis 17,000 Thlr. des Jahres in monatlichen Sendungen, durch die 
Post befördert, deren Scheine sich bei den Acten befinden; ein be- 
scheideneres persönliches Einkommen könnte keinem Präsidenten einer 
Nepublik genügen. 
Leider sind von den monatlichen Berichten Münchows, die über 
den allmähligen Fortgang der Verwaltung die beste Auskunft geben 
würden, die meisten verloren; von den übriggebliebenen will ich nur 
einen, vom 16. Nov. 1743, ausziehen, aus dem man sieht, wie die 
Dinge damals standen. Münchow meldet darin, die Steuern für den 
October seien besser eingegangen als bisher; nur bei den Stiften und 
oberschlesischen Kreisen lasse sich Manches vermissen; die Pachtgelder 
von den Aemtern seien ebenfalls eingelaufen, und für das nächste 
Jahr dürfe man dasselbe hoffen, da die Saat vortrefflich stehe: — 
schon zeige sich die brandenburgische Feucrordnung auch auf dem 
Lande wirksam; die Auswanderung einiger oberschlesischer Bauern er- 
setze sich durch das Anziehen lausitzischer Handwerker, besonders aber 
französischer und schweizerischer Familien, welche große Hoffnung er- 
regen; die Accise in den Städten liefere bereits einen Mehrertrag, 
und dabei sei das Gewerbe in guter Aufnahme, wie man denn so 
eben Leinvand nach Hamburg und nach Italien, Tuche nach der 
Schweiz und nach Polen in ansehnlichen Lieferungen versende. Durch 
zwei Messen, die nach Berathung mit den Kaufleuten eingerichtet 
wurden, hoffte man dem Handel von Breslau neuen Schwung zu 
geben. Man begann Ländereien urbar zu machen, Fabrikanten me- 
thodisch herbeizuziehen, alle Grundsätze auszuliben, welche diesem Staate 
überhaupt eigen waren. Eine der wichtigsten Rücksichten bildete die 
militärische Einrichtung des Landes: Friedrich selbst widmete den
	        
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