Vertrag zu Wusterhausen. 63
die kaiserliche Gewährleistung seiner Ansprüche auf die jülich-bergische
Erbschaft zur Bedingung. Seine Absicht ging aber nicht dahin Pfalz-
Sulzbach, das sich der mannichfaltigsten Verbindung und Unterstützung
erfreute, ganz auszuschließen: er wollte demselben Jülich überlassen
und sich mit Berg begnügen. Der kaiserliche Hof sollte sich verpflich-
ten, die pfälzischen Häuser zur Annahme dieses Vergleichs zu be-
wegen. Friedrich Wilhelm erklärte, nur gegen Gewährung dieses
billigen, gerechten und gemäßigten Ansuchens könne er in die Fort-
führung der angefangenen Unterhandlungen willigen.
Wir sehen: es waren die größten Interessen der beiden Fürsten-
häuser in Frage: für Oesterreich das der Erhaltung der Monarchie
in ihrem Bestande; für Preußen das der Erwerbung einer ansehn-
lichen Provinz auf den Grund altvorbehaltener Rechte. Sollten sie
miteinander gehen, so mußte hierüber ein Verständniß getroffen
werden. «
Und die Erklärung nun, welche Seckendorf, der sich indeß nach
Wien begeben hatte, von da zurückbrachte, zeigte wenigstens den besten
Willen, eine solche zu vermitteln. Der Kaiser war bereit, die Unter-
handlung mit Pfalz nach den Vorschlägen des Königs über sich zu
nehmen; sollte er in einer von diesem zu bestimmenden Zeit damit
nicht zu Stande kommen, so wolle er sich mit ihm über eine ander-
weite Genugthuung verständigen 1).
Das war Alles, was man in Berlin zunächst erwarten konnte.
Der König setzte fest, daß der Tractat in sechs Monaten zu
Stande gebracht sein müßte, und bedang sich nur noch aus, daß der
Kaiser nicht mit Anderen, die auch Ansprüche zu haben vermeinten,
sondern allein mit Pfalz unterhandele. Hierauf unterzeichnete er am
12. October 1726 zu Wusterhausen einen Tractat, worin er seiner-
seits nun die Erbfolgeordnung anerkannte. Man sieht aber leicht,
1) Vorstellung Seckendorfs Großmachnow 27. September 1726. S.
Maj. erklären (sich) weiter auch dahin, daß im Fall wider Vermuthen auf
die anberaumte Zeit dieser Vergleich nicht könnte bewerkstelligt werden S.
Kais. Kathol. Maj. alsdann mit Sr. Königl. Mt. über anderweitige Satis-
faction rationc ihrer Prätension auf Jülich und Berg Übereinzukommen
trachten wollen. Seckendorf schließt mit solgenden Worten: „Nach diesem
Pewiise wahrer Intention, Sr. Kön. Maj. in Preußen Desideria wegen der
ülich und berg'schen Succession zu erfüllen, zweifele man auch nicht daß der
König nunmehro die Fortsetzung der angefangenen Handlungen allergnädigst
ordiniren, damit sie zum vergnüglichen Schluß kommen, um alsdann desto
Vr dem vorgeschlagnen Vergleich wegen Jülich und Berg nach Maße
. M. in Preußen die Zeit determiniren wieder zu gelangen.