Absichten für die Vermählung Friedrichs II. 93
(der Gesandte sprach nur in eigenem Namen), versicherte sie zwar,
daß sie nichts mehr wünsche, als die doppelte Vermählung; daß sie
auch für ihren Sohn keine bessere Gemahlin wisse, als die preußische,
welche Verstand habe und sich zu betragen verstehe; „aber um Gottes
Willen“, fügt sie hinzu, „wir wollen den Roman nicht von hinten
anfangen, erst wollen wir die Geschäfte in Ordnung bringen, dann
kann ich mit Erfolg an der Heirath arbeiten“ 1).
Sah es nicht wirklich aus, als betrachte der englische Hof diese
Vermählung als eine Gunst, die durch anderweite Zugeständnisse zu
erwiedern sei? Für Friedrich Wilhelm bedurfte es nichts weiter, als
einer solchen Andeutung, um ihn in der Seele zu entrüsten. Wenn
der Herr der Dame, sagt er, von seiner Tochter redend, so ist die
Dame des Herrn werth. Seinem Gesandten antwortet er, es scheine,
als wolle man ihn gleichsam zwingen, sich in neue Verpflichtungen
einzulassen, als meine man ihn durch jene Heirath dazu bringen zu
können: solche Vortheile aber finde er dabei nicht, daß er die In-
teressen seines Hauses darüber hinopfern, oder sich beschwerlichen Be-
dingungen unterwerfen sollte. Noch stärker drückte er sich gegen seine
einheimischen Minister aus. Er wäre nicht abgeneigt gewesen, seine
Tochter lieber dem Herzog Johann Adolf von Weißenfels, oder einem
andern machtlosen deutschen Prinzen zu geben.
Von dem Ehrenpunkt ging der Widerwille aus, doch nährten ihn
noch andere Umstände, die zu jenem an eine nachbarliche Fehde alter
Zeit erinnernden Hader führten, dessen wir oben gedachten. Wie sehr
derselbe in die Familienangelegenheiten eingriff, ersieht man daraus,
daß nach dem Tractat von Berlin gegen Ende 1728 der Prinz Fried-
rich, nunmehr Prinz von Wales, von Hannover plötzlich nach London
beschieden wurde; man fürchtete, er möchte sonst etwa auf eigene Hand
nach Berlin gehen, um die ihm bestimmte Braut zu besuchen.
Noch größere, aber entgegengesetzte Folgen schien das Zerwürfniß
von 1729 zu haben. Schon damals ist von einer Flucht des Kron-
prinzen von Preußen nach England die Rede gewesen. König Georg
sagte damals, er sei bereit, den Prinzen aufzunehmen und für ihn
Sorge zu tragen, aber ihn gegen seinen Vater zu behaupten, dazu
würde er sich nicht verpflichten?).
1) Ne commencons pas le roman par la qduere, ne commencons pas
par la conclusion. Remettez premierement les affaires. ·
2)SchreibeaKönigSGcorgllanLordTowafhenb:tothetnasc11,tho«
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