Zweites Capitel.
Rückzug aus Böhmen.
Darauf vor allem beruhte die Energie von Preußen, daß die
Politik jeden Augenblick durch die Haltung der bewaffneten Macht
unterstützt, der Krieg eben nur nach dem politischen Gesichtspunkt
geführt wurde; in Friedrich waren der politische und der strategische
Gedanke ein und derselbe; — gewiß ein ungemeiner Vortheil, der
aber auch wieder eine große Gefahr einschloß.
Denn nicht allein die Heerführung, wie wir wohl sahen, beruht
auf einer bestimmten Voraussetzung von dem, was der Gegner thun
oder lassen dürfte; die Politik hat eine ähnliche Grundlage, ist ähn-
lichen Irrthümern ausgesetzt, die sich, wenn man sie nicht vermeidet,
auch der Kriegführung mittheilen und ein in allen Beziehungen falsches
Verfahren veranlassen können.
Friedrich hatte bei seiner Unternehmung zweierlei angenommen:
einmal, daß die Franzosen nach dem Wechsel des Ministeriums zu-
verlässige und thatkräftige Bundesgenossen sein und die ganze Sache
durch ein paar große Schläge zu Ende zu bringen suchen würden:
sodann, daß Sachsen gewonnen oder doch zur Neutralität bewogen
werden könne; darauf war der Feldzugsplan gegründet; der König
hatte sich vollkommene Sicherheit in seinem Rücken zu verschaffen ge-
glaubt, wenn er nur Prag erobere; durch die Besetzung von Tabor
und Budweis hatte er das allgemeine Zusammenwirken der Verbün-
deten im nächsten Feldzug vorzubereiten gemeint. Da sich nun aber
die politische Voraussetzung als falsch erwies, so erschienen auch die
Kriegsmaßregeln vergriffen; denn was konnten wohl jene Plätze nützen,
wenn die Franzosen oder die Kaiserlichen nicht kühn und stark im
Donauthale vordrangen, und welch ein Verstoß gegen alle gesunde