Piertes Govitel.
Feldzug in Schlesien, im Frühjahr 1745.
Am 15. März ging Friedrich, nachdem er noch die beiden vor-
hergehenden Tage viel in Gesellschaft seiner Mutter gewesen war,
aus Berlin zur Armee ab; in seinem Wagen befanden sich Rothen-
burg, Wartensleben und Prinz Ferdinand von Braunschweig; General
Bork und ein anderer Adjutant folgten. Cardinal Sinzendorf und
ein großer Theil des schlesischen Adels erwarteten ihn, als er am
17. Nachmittags in Breslau ankam und im Schellenbergischen Hause
abstieg.
Daß der Adel und der katholische Clerus durch die wieder er-
scheinende Möglichkeit einer Rücklehr unter das österreichische Scepter
nicht sollten berührt worden sein, läßt sich nicht annehmen 1); dagegen
waren Bürger und Bauern, ohne Unterschied der Religion, gut preu-
ßhisch gesinnt. Ich finde nichts Näheres von dem, was ein Reisender
erzählt, daß während der Anwesenheit der Oesterreicher in der Graf-
schaft Glatz der gemeine Mann freiwillig Geld unter sich ausgeschrie-
ben habe, um es dem König von Preußen darzubieten, doch zeigt es
die Ansicht, die man von der Gesinnung des Landes überhaupt hegte.
In der Armee hatte der letzte Feldzug doch einige Zweifel an
dem Talent des Königs erweckt; man beschwerte sich, daß er auf
1) Rapport de Mr. de Perron de Castera sur son voyage en Silésie
Mars 1745 an den französischen Hof: „La noblesse de Silésie est accablée —
elle n'aspire qu'à une révolution.“ Aber freilich sind seine Angaben sonst
sehr Ubertrieben, z. B. der Cardinal Sinzendorf habe früher 100000 G. Ein-
künfte gehabt, und jetzt noch 24000. Von 100 Scheffel Hafer, die der Edel-
mann liesere, bezahle man nur 25, und diese zu einem mäßigen Preise. Bon
Erzühlungen dieser Art, die aus flüchtiger Conversation geschöpft find, läßt
sich wohl nur das Allgemeinste annehmen.