Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

12 Zehntes Buch. Erstes Capitel. 
Das fürstliche Collegium hatte einige seiner mächtigsten Mit- 
glieder verloren: zuerst Baiern, welches die Kurwürde als einzigen 
Preis seiner Anstrengungen für den Katholicismus davontrug, hierauf 
Neuburg, das zur Kurwürde der Pfalz gelangte, endlich Hannover, 
für welches eine neue Kur errichtet ward; unter den geistlichen Stim- 
men, welche den Fürsten verloren gegangen, bemerkte man besonders 
die magdeburgische, die das Directorium in evangelischen Dingen ge- 
führt, und selbst die österreichische, welche ihre selbständige Wirksamkeit 
dadurch eingebüßt hatte, daß die böhmische Kurstimme wieder erneuert 
worden war. Auch bei der Repräsentation der Fürsten hatte Armuth 
oder Sparsamkeit zur Folge, daß zuweilen zwölf Stimmen in Eine 
Hand geriethen und dadurch alles moralische Gewicht verloren; die 
Protokolle des Fürstenrathes hatten oft keine wesentliche Bedeutung 
mehr 1). 
Aller Verlust der übrigen war dem Kurfürstencollegium zugute 
gekommen, dessen Mitglieder in der That die größte Summe der 
Macht im deutschen Reiche darstellten; wie ganz anders als einst bei 
der Stiftung desselben im 14. Jahrhundert; an diese mußte sich nun 
das Kaiserthum unter Carl VII. anlehnen. 
Der Kurfürstenconvent ward nach der Wahl förmlich eingerichtet 
und nahm sich der öffentlichen Sache eifrig an. 
Auf ein Gutachten desselben ward der Reichstag von Regens- 
burg nach Frankfurt verlegt; schon um die Mitte Mai 1742 begannen 
hier die Berathungen. Auf seinen Vorgang wurden dem Kaiser in 
den bedrängten Umständen, in denen er sich befand, 50 Römermonate 
bewilligt. Mit Nachdruck beschwert er sich, wie gegen den Wiener Hof, 
der die Reichsarchive auszuliefern Anstand nahm, so gegen den päpst- 
lichen, der gegen die Kurwürde des unkatholischen Herzogs von Han- 
nover protestirte 2) und den König von Preußen noch immer als 
1) Einige Acten des damals in Offenbach gehaltenen Alt-Fürstentages 
bei Olenschlager II, 492. Obige Notizen stammen aus einigen andern Auf- 
sätzen, die sich in den überaus voluminösen Reichstagsacten jener Zeien, 
z. B. in dem Archiv zu Berlin, finden. 
2) Protestation des Nuntius Doria; 1) gegen die hannoversche Kur: So- 
lemniter protestari cogimur sanctam sedem llannoverani ducis inter 
S. J. R. principes electores adscriplioni ejusque ad suffragia ferenda 
admissioni nullatenus consensisse, — quin imo dictam admissionem repro- 
bamus; 2) gegen die Erwähnung des westphälischen Friedens in der Wahl- 
copitmlation: ad aures nostras pervenit inter conditiones futuro Romano 
regi pracscribendas rursus cadem pacte irrepsisse qune pacis Westpha- 
licae jam ab omnibus sequentibus Pontificibus reprobatac confirmationem
	        
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