212 Elstes Buch. Siebentes Copitel.
Stimmung verriethen. Sie hatten längst die Handlungen der säch-
sischen Regierung gemißbilligt, zuletzt von den Oesterreichern nicht
wenig gelitten; es war ihnen ganz recht, daß die Preußen gesiegt
hatten; mit dem Ausdruck des Vertrauens gingen sie ihnen entgegen.
Den Tag darauf nahm Friedrich von Dresden Besitz und ließ
sich angelegen sein, dieses Vertrauen zu rechtfertigen. Während der
Fürst von Dessau sich nicht anders ausdrückte, als befinde er sich in
einem eroberten Lande, gewann der König durch Anmuth des Be-
tragens, auch durch die Rücksicht, welche er den zurückgebliebenen Kin-
dern des Königs von Polen erwies, alle Herzen. Er machte sich das
Vergnügen, einigen armen Leuten die Freiheit zu schenken, die wegen
geringer Verbrechen schon lange Zeit büßten und nun wohl abgebüßt
haben konnten. Ein Anderes, sehr Eigenthümliches war, daß er die
Oper Arminio geben ließ, in der sich ursprünglich #inige Stellen fan-
den, die gegen ihn selbst gerichtet waren; man ließ sie jetzt weg, ge-
dachte ihrer aber um so mehr.
„Ich sitze oft“, schreibt einer seiner Begleiter 1), „und denke nach,
ob es auch wirklich und warhaftig wahr ist, was wir erlebt haben!
Heute in die Lausitz einmarschirt, denselben Tag noch die sächsischen
Truppen geschlagen; morgen Görlitz besetzt, übermorgen die Oester-
reicher hinter Zittau getrieben, den Tag darauf sie aus dem Lande
gejagt, Bauzen genommen, wieder den Tag darauf Leipzig occupirt
und die sächsische Armee nach Dresden getrieben, endlich nicht allein
diese Armee, sondern auch die Oesterreicher, die bei ihr waren, ge-
schlagen, Dresden zur Capitulation gezwungen, und alles das zu einer
Zeit, wo die hochmüthigen Feinde den König von Land und Leuten
vertreiben, seine Armee auseinander jagen, Stadt und Land durch
Feuer und Schwert verwüsten wollten. Der Herr hat Großes an
uns gethan, lasset uns dessen froh sein.“
Der Krieg war geführt: in wenig Tagen folgte der Friede.
Friede zu Dresden.
Die Franzosen hätten gewünscht, daß der König von Preußen
entweder nur mit Sachsen abschließen oder in der glücklichen Lage,
in der er sei, die allgemeine Pacificirung übernehmen möge. Auf
das Eine drang der Gesandte Valori; das Zweite hat man später in
1) Brief aus Dresden, im Archiv zu Wolsenbüttcl.