Absichten von Oesterreich und England. 23
sicht gegen Polen verknüpft hat, wie sie bei der zweiten Theilung
ausgeführt worden ist.
Man wird begierig zu vernehmen, was Friedrich II zu einem
Plane dieser Art sagte.
Er hatte sich so eben den Franzosen in dem Augenblick wider-
setzt, als sie die höchste Gewalt in Europa ergreifen wollten; aber
nicht minder gefährlich war der neue Plan, der eine solche in die
Hände von Oesterreich und des mit ihm verbundenen England gelegt
hätte. Zunächst kam ihm die ganze Sache höchst abenteuerlich vor.
Wie könne man sich nur einbilden, alle deutschen Fürsten zu ver-
einigen, die schon ohnehin erschöpften vorderen Reichskreise zu neuen
Leistungen zu vermögen? Und kenne man nicht die Hülfsquellen von
Frankreich? Ein solches Ansinnen werde die ganze Nation empören
und zu den äußersten Anstrengungen entflammen. Wenn man mehrere
große Bataillen gegen Frankreich gewonnen, die wichtigsten Plätze
in den Niederlanden, Straßburg wiedererobert hätte und mit einer
Armee unter den Mauern von Paris stünde, dann möchte man Pläne
dieser Art hegen. In der damaligen Situation der Dinge, sagt Fried-
rich, sei es eben, als wolle man den Mond mit den Zähnen auf die
Erde ziehen. Und welche Hülfe könne ihm England wohl gegen Po-
len leisten? Er fragte seinen Gesandten, ob Stair nicht ein wüthen=
der und sinnloser Mensch sei, um Einbildungen solcher Art Raum zu
geben. Dieser antwortete, er sei übrigens ein Mann von gesundem
Verstande und selbst von Geist, aber wenn man diese Saite berühre,
erscheine er nicht mehr als der nämliche Mensch.
Ganz eine andere Politik hatte damals König Friedrich in Ge-
danken. Die beste Schutzwehr gegen Frankreich werde ein Verthei-
digungsbündniß zwischen ihm und den beiden Seemächten bilden.
Wolle man dieser Macht ihr bisheriges Uebergewicht entreißen, so
müsse man allerdings Kaiser Carl von ihr trennen, aber nicht auf
die angegebene Weise lasse sich das ausführen. Schon war dem Kaiser
eine Eröffnung in obigem Sinne gemacht worden, er hatte sie voll-
kommen von der Hand gewiesen, weil es auf einen Krieg hinziele, auf
Erwerbung von Ländern, auf welche er keinen Anspruch habe. So
dachte auch König Friedrich. Das einzige Mittel, den Kaiser zu gewinnen,
sagte er, liege darin, daß man ihm Vorschläge zu einem Frieden mache,
den er annehmen könme, ohne seine Lage zu berschlimmern, sich dem Ge-
spötte der Zeitgenossen und dem Tadel der Nachwelt auszusetzen 1).
1) Preußische Erklärung, 7. Ang.