Full text: Bavaria. Landes und Volkskunde des Königreiches Bayern.

100 Vegetationsverhältnifse. 
tanum, Mercurialis ovata, Asparagus officinalis, Anthericum ramosum, 
Carex humilis, ornithopoda, Hierochlos australis, Stipa pennata, Sesle- 
ria coerulea, Melica ciliata, Polypodium Robertianum. Auf den Abhän- 
gen um Schwandorf außer vielen von den eben angeführten noch Sapona- 
ria officinalis, Cerastium brachypetalum, Bupleurum falcatum, Centau- 
rea maculosa, Stachys germanica. 
Von Holzpflanzen sehen wir an solchen Standorten vereint, was auch 
auf Trift und Feld als heckenbildend auftritt, was als Unterholz in Wäldern 
sich findet und vorzüglich die lichten Ränder derselben besetzt hält. — 
Der Wald, welcher circa 42 % der Oberfläche unseres Gebietes be- 
deckt, erscheint in einer vierfach verschiedenen Form: als Hochwald?) von 
Buchen, Fichten und Tannen, als Urwald, als Birkenwald und von 
Kötzting an nordwärts, vorzüglich im oberpfälzischen Gebiete, als Föhren- 
wald. Von diesen Formen hat uns Sendtner, der den Wald verstanden 
wie Keiner, ein so treffliches Bild entworfen, daß es uns angemessen er- 
scheint, in diese Schilderung, welche sich in allen Punkten wesentlich auf seine 
Untersuchungen stützt, seine eigenen Worte mit einzusetzen, um so mehr, als 
diese kaum in weiteren Kreisen dürften bekannt geworden sein. Treten wir 
also mit Sendtner ein in den Wald, um bergan, der Spitze des Arbers 
zu ziehend zunächst die Größe und Schönheit des Hochwaldes kennen zu 
lernen. 
„Der Wald umfängt uns. Das ist wirklich kein Wald wie andere Wäl- 
der. Das ist ein majestätischer, hehrer Wald, ein heiliger Wald, der unsere 
früheren Vorstellungen von Waldesgröße außer alle Beziehung setzt. Wir 
sehen uns in einem Dome; so gleichen die geraden hochschäftigen Stämme 
der Bäume Riesensäulen. Schwibbogen gleich wölben sich die Gipfelzweige 
der grünen Buchen zu gothischem Sprengwerke, das dann von dunklem Tan- 
nendache bedeckt wird. Feierliche Stille herrscht in diesem mystischen Halb- 
dunkel, die nur Morgens und Abends von der melodischen Stimme der Drossel 
unterbrochen wird. Und treten wir nun näher an diese Baumsäulen, so ver- 
setzen uns ihre gewaltigen Dimensionen in neues Erstaunen. Solche Tannen, 
solche Buchen sind uns in unserem Leben nicht vorgekommen. Ziffern geben 
nur einen schwachen Begriff von ihrer Großartigkeit. Noch ehrwürdiger macht 
sie ihre Geschichte. Diese 3= und 400 jährigen Bäume stammen nämlich aus 
den Urwaldzeiten, denn die Waldung selbst ist nichts anderes als ein gelich- 
teter, gesäuberter Urwald. Sie besteht aus 0,7 Tannen (Pinus Picea L.), 
0,2 Buchen (Fagus sylvatica) und 0,1 Fichten (Pinus Abies L.) Die 
Buchen werden von den Tannen überragt, und ihre Stämme, im Schatten 
*) Aber nicht im Sinne der Bewohner des Gebictes, welche „Hochwald“ in gleicher 
Bedeutung wie „Bergwald“ gebrauchen und nicht dem Niederwalde, sondern dem 
Walde der Niederung entgegen setzen.
	        
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