Full text: Bavaria. Landes und Volkskunde des Königreiches Bayern.

158 Oberpfalz und Regensburg. 
Das ganze Portal darf den reichsten und großartigsten der Welt an die Seite 
treten! Auch den Innenbau zieren Statuen der Apostel und andrer Heiligen. 
Wohl könnten wir noch mehrere Oelberggruppen (St. Emmeran), Passions- 
bilder und Holzstatuen in Hülle in und ausser Regensburg aufzählen. Aber 
zur Charakteristik reicht das Ganze aus. 
Nur die Metallarbeiten bedürfen noch der Erwähnung, da eine 
große Anzahl derselben sich erhalten hat. Auch gehörten Regensburgs Gold- 
schmiede zu den berühmtesten im heiligen römischen Reiche. Unter den Me- 
tallarbeiten trägt den meisten Ruhm das Grabmal der Tucherin im 
Dome, gegossen von Peter Vischer i. J. 1521, Jesus mit den Schwestern 
des Lazarus vorstellend, etwas flach aber von wunderbarer Ausführung. 
Würdig reihen sich an die großen und kleineren Reliquienschreine und Gefässe 
in Regensburg, so der herrliche Schrein des hl. Emmeran in der Kirche 
dieses Heiligen (1423), ein köstlicher Dom mit allen Details, das Email- 
kästchen im Domschatz (14. J.) und die Ostensorien in Niedermünster. 
Auch von brillanten Trag= und Stehkreuzen hat Regensburg noch 
einen ziemlichen Vorrath, so das berühmte böhmische Kreuz, vom König 
Ottokar hieher geschenkt, das Andreaskreuz mit Filigran und Niello und noch 
ein drittes mit den Evangelisten im Domschatz. Unter den gothischen Kelchen 
stehen voran die zwei im Donschatz, dem sich die einer in St. Emmeran, 
Reichenbach, Niedermünster, Wackersdorf anschliessen. 
Gothische Monstranzen besitzt noch St. Emmeran, Burglengenfeld, 
Breitenbrunn, Nabburg, Hahnbach, Obermünster, während wir gothische 
Bischofsstäbe noch im Domschatz und in der alten Kapelle finden. Die Gold- 
schmiede Meister Conrad Luchs, Ulrich Elber (1297—1323) und später Hans 
Heysinger (1503) möchten bei diesen Arbeiten betheiligt gewesen sein. 
Es übrigt noch, die gleichzeitigen Schöpfungen der Malerkunst auf- 
zuführen, welche sich in Regensburg und der Oberpfalz erhalten haben. Wir 
können Wandgemälde, Tafelmalereien, Glasgemälde, Nadelmalereien und 
Miniaturen unterscheiden. Merkwürdig ist, daß sich auf diesem Gebiete fast 
keine Spur von Wandgemälden der Gothik erhalten hat. Denn die kleine 
Kreuzigung in St. Stephan und die Gemälde an der Facade und Vorhalle 
von St. Emmeran sind zumal bei ihrer Uebermalung kaum der Erwähnung 
werth. Es scheint hier der Weißquast mit einer Emsigkeit und Verschwen- 
dung über alle Kirchenwände hingebreitet worden zu sein, so daß keine Blüthe 
vor dem Leichentuch verschont blieb. 
Desto reicher ist Regensburg, ja die ganze Oberpfalz, noch an herrlichen 
Glasmalereien, in dieser Hinsicht wohl die reichste aller bayrischen Pro- 
vinzen. Der Dom allein hat in den Fenstern des Chores, des Kreugschiffes 
und der Seitenschiffe eine solche Fülle aus vier Jahrhunderten, daß daraus 
fast die ganze Geschichte der Glasmalerkunst erholt werden könnte, es sind 
Teppiche mit Einzelnheiligen, Medaillons, große historische Bilder, kurz alle
	        
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