160 Oberpfalz und Regensburg.
gefunden werden, das mehr Anmuth, Lieblichkeit und Kindlichkeit der heiligen
Gestalten in sich vereinigte, es ist ganz in der Weise der alten Kölner Bilder
ausgeführt, ein neuer Beweis, daß der mächtige Einfluß jener Schule sich bis
zum Süden Deutschlands erstreckt habe.
Die Gemälde an den Flügelaltären ven St. Leonhard, am Kirchhof von
St. Rupert und am ersten Altar des hist. Vereines stammen wohl von Nürn-
berg und find aus einer der mit Wohlgemuth gleichzeitig blühenden Werk-
stätten hervorgegangen, kräftig, farbenfrisch, erbauend. Höhere Bedreutung
für die in Regensburg selbst blühende Malerei haben die Werke des Albrecht
Altorfer, der zwischen 1512 und 1538 hier lebte und wirkte, und die des
Michel Ostendorfer, der 1519—1558 in Regensburg seine Kunst aus-
übte. Von ersterem besitzt der historische Verein einen Altar, welcher mit
Gemälden geschmückt ist. Sie stellen dar in Mitte die Geburt, auf den
Flügeln die Einsetzung des Abendmahls und die Auferstehung, an den Außen-
seiten die Verkündigung, derbe Gestalten mit dunkler Färbung, ohne idealen
Zug. Es ist ein ächtaltbayrischer Meister, der diese Bilder geschaffen. Wichtig
scheinen sie deßwegen, weil hier die Landschaft zuerst mit Vorliebe behandelt
ist, so daß man fast die Figuren nur für Staffage halten möchte, also die
Anfänge der Landschaftsmalerei treten uns hier entgegen.
Im gleichen Lokal steht auch (aus St. Rupert?) ein Altar, den Michel
Ostendorfer mit Bildern versehen hat. Die Wahl der Gegenstände und der
leidenschaftliche Ausdruck aller Köpfe deutet auf die stürmischen Jahrzehende
der beginnenden Reformation. Einerseits finden wir das Leben Christi vor-
gestellt, andrerseits das Gnadenleben der Christen, die Verkündung des Got-
teswortes an sie, die Taufe, die Beichte, die Spendung des Abendmahls unter
beiden Gestalten. Die Entwürfe entbehren nicht einer gewissen Originalitit,
aber Auffassung und Ausführung sind ziemlich roh und machen den raschen
Verfall der Kunst zum derbsten Realismus recht auschaulich. Man findet
auch andre Schöpfungen der Tafelmalerei noch im gleichen Lokale, ebenso im
Museum des christlichen Kunstvereins, in Privatsammlungen (z. B. des Hrn.
Kränner, der Fräulein Diepenbrock) und an den Flügelaltären in den Kirchen
der Oiözese.
Von Miniaturmalereien der Zeit besitzt das Kloster der Domini-
kannerinnen zum hl. Kreuz in Regensburg noch einen stattlichen Reichthum.
So hat man dort noch ein Lektionar mit sinnigen, köstlichen Miniaturbildern
aus dem Ende des dreizehnten Jahrhunderts, zwei Lektionarien von 1446 und
1452, Antiphonarien (v. 1491) und reichverzierte Breviere. Diese Kunst-
schätze sind aber zumeist von den fliehenden Schwestern des Katharinenklosters
aus Nürnberg zur Reformationszeit mitgebracht worden.
Sehen wir uns zum Schluß noch um um die Werke der Nadelmalerei
und Weberei, welche unter dem Wehen desselben Kunstgeistes aufgeblüht
sind, so kann Regensburg auch hievon noch würdige Muster aufweisen. Zier-