174 Oberpfalz u. Regensburg.
gäu's an der Frankengränze aber hilft der einträgliche Hopfenbau wieder
aus der Noth des verkommenen Gewerbes.
Die natürliche Hauptstadt der Oberpfalz ist Amberg. Den Beruf
hiezu — abgesehen von der historischen Berechtigung — kündet es durch
seine dominirende Lage wie durch seinen Umfang, der für eine anständige
Provinzialhauptstadt zureichen würde. Selbst in der architektonischen Haltung
bewährt es sich als die wahre Metropole, als die Mutterstadt des oberpfäl-
zischen Kernlandes, dessen Städtchen von der Vils und Naab bis an den
Böhmerwald den Einfluß des Vorbildes verrathen.
Amberg hat keinen spezifischen Stylcharakter. Bürgerhaus und öffent-
licher Bau repräsentiren in bunter Mischung alle Kunstperioden — von der
Gothik der St. Martins= und St. Georgskirche bis zum blühenden Zopfstyl
der Schulkirche; von der Renaissance des Rathhauses bis zum Jesuitenstyl
und der modernen Styllosigkeit. Dennoch mangelt ihm architektonisch ein
eigenheitliches Gepräge nicht.
Die Stadt hat — wie andere Städte — ihren Wahrspruch, überdieß
noch einen gereimten. Der heißt:
„Wer hinter der Pfarrkirch' steht, und weht kein Wind,
„Wer durch die lang' Gass' geht und schreit kein Kind,
„Wer über die Krambruck kommt ohne Schand und Spott,
„Der hat eine b'sondere Gnad vor Gott!“ «
Die Krambruck ist die Herzader Ambergs. Dort pulsirt das öffent-
liche Leben und gestattet ein Urtheil über den Volkscharakter. Die letzten
Verse unseres Sprüchleins geben hierüber bereits sehr rückhaltslose Andeu-
tungen. Zudem trägt jene Partie des Vilsthales, in deren Mitte Amberg
liegt, im Volksmunde den Namen „Holzschlegelland,“ — nicht sowohl um
seines ansehnlichen Hirschwaldes willen, als vielmehr aus ethnologischen
Gründen. Wenigstens behauptet der geschmeidigere und geschliffenere Nach-
bar gegen die Frankengrenze, der oberpfälzische Kernländer, welchen der Am-
berger repräsentirt, habe mehr derbes Zeug in seiner Manier. Uns wollte
es bedünken, als spräche sich dieses auch in der baulichen Physiognomie Am-
bergs aus. Es liegt etwas Derbes, Breites, Untersetztes in ihr, das im
verjüngten Maaßstabe auch den Landstädtchen dieser Gruppe zu eigen ist.
Sulzbach dagegen, das paritätische, vorwiegend protestantische, hat
auch architektonisch etwas feinere Züge. Das pittoreske Städtchen mag nach
zwei Richtungen als Prototyp gelten. Als Bergstadt mit bewegtem, unregel-
mäßigem Grundplan für die Städtchen des südlichen „Birglandes“, und als
lutherische Stadt für die sogenannte Hinterpfalz (Weiden) und für Neustadt
am rauhen Culm, wo die puritanische Nüchternheit des Protestantismus seine
Spitze erreicht.
Cham endlich sei als Mutterform der Städtchen des östlichen Berg-
waldlandes bezeichnet. Grundplan und Relief sind gleich lebendig und bewegt.