194 Oberpfalz u. Regensburg.
fällt diese Linie mit der Südostgränze des alten Rednitzgaues ziemlich genau
zusammen.
Die katholische oder warme Steinach kennzeichnet nahezu die Nordwest-
marke. Weiter herab scheidet die Pegnitz fränkische und oberpfälzische Sprech-
weise. Letztere behauptet ihr Recht noch über die Provinzgränze hinaus, wo
der Fluß sich westwärts dem mittelfränkischen Binnenlande zuwendet. In der
Hersbrucker Jurabucht und auf Nürnberger Reichsstadtgebiet gelten
noch ihre Lautgesetze mit geringer Abweichung. Die Nürnberger Mundart ist
ein unverkennbarer Abzweig des Oberpfälzischen und insbesondere des Sulz=
bachischen Ivioms.
Dagegen vernehmen wir im äußersten Südwestwinkel der Oberpfalz an
der Roth und schwäbischen Rezat (dem Obergäu um Heideck) fränkisch-
schwäbische Anklänge. —
3. Zwei Momente kennzeichnen vor Allem die oberpfälzische Mundart:
Die auffallende Weichheit der Consonanten und die besondere Vor-
liebe für gebrochene Vokale.
Merkmale der ersterwähnten Eigenthümlichkeit sind: der beinahe constante
Gebrauch von d und b für t und p; das Ausstoßen des d vor n, wie Kinna,
finna — Kinder, finden; der Gebrauch des weichen s statt ß am Ende un—
flectirter Formen, Kus, Ros; das häufige Elidiren von b, ch, g. s, wie:
ma Letta’, meiner Lebtag, glei', gleich, Wei', Weib, Gra', Grab (an der
Aschach), die eiwi' Rou, die ewige Ruh, g'’we'n, gewesen, da'n den di Boubu,
daß denn die Buben. An der Rösla sagen sie: J hob mi laus laua, ich
hab mich lassen lassen = ich ließ mir zur Ader.
Das unreine oder als Auslaut der Endsylbe dienende r. tönt nicht
(Hauäin, Horn, oina, einer), und aus der Flexionssylbe en wird das dialek-
tische a wie im Altbayerischen (vergl. Th. I. S. 341), kummä, gekommen,
kinnä, können.
Was insbesondere die gebrochenen Laute betrifft, so lassen sich nament-
lich folgende ungewöhnlich häufig vernehmen:
a) au ) für langes a. Die beiden Vokale dieses Doppellautes werden
mehr selbständig als diphtongartig ausgesprochen und sind von ziem-
lich gleichem Zeitwerthe. Doch bildet a den gehobenen Hauptlaut.
Der tiefe, aus der Kehle hervordringende Ton desselben läßt sich
schwer beschreiben. Sein Umlaut ist i. Schlauf (Schlaf), Haus (Haar),
1) Wir bezeichnen die gebrochenen Laute mit zur Unterscheidung von den hochdeutschen
Diphtongen. Für den durch Verschwinden des u##entstehenden Nasenlaut (Ghnlich dem
französischen an, on) benützen wir — gleich der vorher gegangenen Abhandlung
über bayerische Mundart Thl. I. S. 341 — das Zeichen.