Full text: Bavaria. Landes und Volkskunde des Königreiches Bayern.

20 Die geognostischen Verhältnisse des ostbayer. Grenzgebirges. 
Urgebirgsfelsarten und ihre Zusammengehörigkeit. Die Ge- 
steine, welche innerhalb des Urgebirgsgebiets vorkommen, sind sehr man- 
nichfaltiger Art, so daß fast mit jedem Schritte sich die Beschaffenheit und der 
Charakter derselben zu ändern scheint. Doch läßt sich bei all dieser Verschie- 
denheit eine gemeinsame Eigenthümlichkeit immer wieder erkennen, welche den 
so wechselnd gestalteten und zusammengesetzten Gesteinsarten und Abarten das 
Siegel der Zugehörigkeit zu einer großen gemeinschaftlichen Gruppe aufdrückt. 
Alle diese Gesteine bestehen nämlich vorherrschend aus krystallisirten oder kry- 
stallinischen Körnchen von Feldspath, Quarz und Glimmer, welche Mi- 
neralien entweder für sich oder mit einander gemengt Massen von krystalli- 
nisch körniger Struktur bilden. Diesen wenigen Mineralien gesellen sich dann 
noch einige Andere bei, welche, wie Hornblende, Granat, Kalk, Serpentin, 
Chlorit, Turmalin, den obengenannten Hauptmineralien mehr untergeordnet 
beigemengt, Gesteinsmodifikationen bedingen oder auch für sich allein 
größere Gesteinsmassen ausmachen. Wegen dieser Zusammensetzung aus kry- 
stallinischen Theilchen heißen die daraus bestehenden Gesteine auch die kry- 
stallinischen oder körnigen und das ganze Gebirge, das sie zusammen- 
setzen, das krystallinische. 
In Berücksichtigung dieser einfachen Weise der Mineralmengung sind wir 
im Stande, die scheinbar endlos vielen Gesteinsnüancen nach ihrer Zusammen- 
setzung und Struktur in eine verhältnißmäßig kleine Anzahl von Gebirgsarten 
zusammenzufassen. Diesen als den Hauptarten ordnen wir dann weiter die- 
jenigen unter, welche durch geringere Abweichungen keinen Anspruch auf größere 
Selbstständigkeit machen können. Als solche Hauptfelsarten erscheinen z. B. 
der Granit, der Gneiß, Glimmerschiefer, Urthonschiefer, der 
Syenit, das Hornblendegestein, Diorit, der Chloritschiefer, der 
Quarzfels, der Serpentin und körniger Kalk; als bloße Abänderungen 
schließen sich ihnen sodann der Hornblendegranit, Granitit, Pegmatit, Proto- 
gyn, Granulit, Eklogit, Dichroitgneiß, Glimmerquarzit, Serpentinschiefer, 
Gabbro 2c. 2c. an. 
Wie nun in petrographischen Verhältnissen, so ist auch in Beziehung auf 
Verbreitung, Nebeneinandervorkommen und Zusammenlagerung der verschiede- 
nen Urgebirgsarten, das Wirre und Chaotische, welches uns bei der ersten 
Betrachtung von weiteren Untersuchungen abschreckend entgegen tritt, ein nur 
scheinbares. Es ist das Ergebniß unserer mit größter Sorgfalt und in der 
ausgedehntesten Weise angestellten Untersuchung, daß auch innerhalb der großen 
Reihe krystallinischer Urgebirgsfelsarten gewisse Gruppen von Gesteinen sich 
enger aneinander anschließen, nach der Zeit ihrer Entstehung nahezu gleich- 
alterig sich erweisen und daß sie so in dieser Zusammengruppirung als Gan- 
zes gleichsam eine Formation oder ein größeres Formationsglied 
darstellen. 
Wir haben ferner erkannt, daß diese Gruppen selbst wieder unter sich
	        
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