Full text: Bavaria. Landes und Volkskunde des Königreiches Bayern.

Geognofie. 23. 
halb des vorherrschend aus Gneiß bestehenden Gebirgs selbst läßt sich noch weiter 
eine analoge Ordnung erkennen. Jenseits der aus Glimmergneiß und Horn- 
blendeschiefer, Serpentin, körnigem Kalke oder an anderen Orten aus Glim- 
mergneiß, Syenit, Hornblendegneiß, Granulit, Serpentin und körnigem Kalke 
zusammengesetzten Gesteinszone beginnt ein zwischen röthlichem oder talkigen 
Glimmer-führendem Gneiß und zwischen granitartigem Gneiß getheiltes Ur- 
gebirgsgebiet, dessen Gestein nach der conformen Lagerung unzweifelhaft die 
Basis der ersten Gesteinszone ausmacht und deßhalb nach der bis in die Ver- 
steinerung-führende Thonschieferregion hinein ununterbrochen beobachteten La- 
gerungsordnung als ältere Gruppe angesehen werden muß. 
Diese hier als die ältere oder bojische Gneißformation abge- 
trennte Urgebirgsgruppe bildet in der bezeichneten Lagerungsweise südlich vom 
Bärnauergebirge bei Waidhaus und Pleystein das Liegende einer näördlich 
vorstehenden jüngeren Gneißzone, wie innerhalb Böhmens ein mächtiges Gneiß- 
gebirge vom Schönwaldergebirge bei Taus über den Pfraumberg bis zum 
Cerkow einem vorherrschend aus Hornblendeschiefer bestehenden, fast nordsüdlich 
streichenden Gesteinsstreifen zur Unterlage dient. Ebenso tritt an der untern 
Pfreimt und im Naabburger-Gebirge eine große Partie rother Gneiße unter 
der zwischen Oberviechtach, Schönnsee und Waldmünchen verbreiteten jünge- 
ren Gruppe hervor und erscheint, nachdem sie sich in südöstlicher Richtung 
rasch ausgekeilt hat, in ansehnlicher Breite wieder im Falkensteiner-Gebirge 
sürlich vom Pfahl. Von hier hält der Streifen in südöstlicher Richtung im 
Donaugebirge bis Passau (Hanzenberg) an. In der ganzen Länge dieses 
sehr ansehnlich ausgedehnten Zuges nehmen das durch den Pfahl bezeichnete 
Gneißgebiet und die nordöstlich vorliegenden Streifen von Dichroit-, quarzigem 
und Glimmergneiß — die vicariirenden Glieder der jüngeren Gneißforma- 
tion — constant ihre Stelle im Hangenden ein. Neben dieser charakteristischen 
Verbindung beider Gneißgruppen macht sich aber noch eine Zusammenlage- 
rungsart, welche, obwohl die Schichten scheinbar gleichförmig gelagert sind, 
gleichwohl bei Detailuntersuchungen als eine abnorme erkannt wird, bemerk- 
bar. Wie im Hangenden, so tritt auch im Liegenden in manchen Gegenden 
wieder die jüngere Gruppe unter der älteren hervor und müßte nach der Art 
der Lagerung als eine zweite aus ähnlichen Gesteinen, wie die jüngere Gruppe, 
zusammengesetzte, aber tiefere oder ältere Gesteinspartie betrachtet werden. Un- 
mittelbare Verbindung dieser scheinbar ältesten Gruppe mit der jüngsten deutet 
aber mit Bestimmtheit darauf hin, daß die Unterlagerung nur als Folge 
überkippter Schichtenstellung anzusehen ist, welche bei einer ursprünglich 
wellig-zonenartigen Zusammenlagerungsweise beider Gruppen erst durch spätere 
Dislekationen entstand. Solche abnorme Ueberlagerung der älteren Glieder 
über den jüngeren trifft man jenseits der Landesgrenze von Schönsee bis Furth 
und im Donaugebirge an der Donauleithen von Bogen bis gegen Hauzen- 
berg als die herrschende.
	        
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