Full text: Bavaria. Landes und Volkskunde des Königreiches Bayern.

362 Oberpfalz u. Regensburg. 
überhaupt nachtheilig einwirkten. Die vorzüglichsten Erzgruben am Arzberg 
bei Amberg besitzt der Staat; von den Privatbesitzern ist besonders die Ge- 
sellschaft Kerstorf, Goffard & Ce. hervorzuheben, dann auch die Vilsecker 
Gewerken, welche letztere beide sich auch um die Aufsuchung und Fer- 
derung neuer Erzlager besonders verdient gemacht haben. 
Außer den, im Kreise selbst gelegenen beziehen auch oberfränkische und 
böhmische Hütten oberpfälzische Erze, sowie auch einige in Niederbayern ge- 
legene Hochöfen. 
Aus den gewonnenen Erzen wurden von 680 Hüttenleuten auf 47, 
Hochöfen und 8 Blausfen 27,777 Ztur. Roheisen in Gänzen und Masseln 
im Geldwerthe zu 781,871 fl. und 31,327 Ztnr. Gußwaaren (unmittelbar 
aus Erzen) zu 190,501 fl. produzirt. Die zwei Cupolöfen des ärarischen 
Werkes Bodenwöhr lieferten außerdem 5310 Zinr. Gußwaaren durch Um- 
schmelzen von Roheisen im Werthe zu 33,187 fl. Was die Erzeugung von 
gefrischtem Eisen betrifft, so producirte man im Jahre 18“/10 auf 19 Puddel- 
öfen, 5 Schweißöfen und 25 Frisch= und Streckfeuern 257,660 Ztnr. im 
Geldwerthe von 2.520,317 fl., auf 5 Walzwerken 18,176 Ztnr. Eisenblech 
im Werthe von 201,551 fl. und auf 4 gewerkschaftlichen Drahtzügen 1100 
Ztur. Eisendraht zu 23,800 fl. 
Von den Werken, welche in der oberpfälzischen Eisenindustrie als her- 
vorragend zu bezeichnen sind, soll vorerst der Maximilianshütte im Saäu- 
forste bei Burglengenfeld ehrenvoll gedacht sein, welche, von einer Gesellschaft 
im Jahre 1851 gegründet, nicht nur die Fabrikation von Eisenbahnschienen 
in Bayern einführte, sondern auch in den jüngst sehr ungünstigen Jahren 
den Hüttenbesitzern der Oberpfalz den erwünschten Absatz ihrer Produkte er- 
möglichte, außerdem auch sehr ergiebige Braunkohlenlager in der Umgebung 
aufschloß und verwerthete. Die ärarischen Werke Weihenhammer und Bo- 
denwöhr haben im Eisenguß für bauliche und industrielle Zwecke eine aner- 
kennenswerthe Thätigkeit entwickelt, und im Eisenguß für Maschinentheile 
Pechtler's Karolinenhütte bei Burglengenfeld in jüngster Zeit sehr viel An- 
erkennung gefunden. 
Was die ungünstigen Verhältnisse, unter welchen die oberpfälzischen 
Hüttenwerke litten und größtentheils noch leiden, betrifft, so liegen die Ursachen 
weniger bei den Gewerken und Hammerwerkbesitzern selbst, als außer densel- 
ben. Vorerst ist zu bedauern, daß sich der Hüttenbetrieb in Zeiten, wo man 
spätere Calamitäten schon voraussehen konnte, noch immer auf eine über- 
mäßige Zahl kleiner Werke zersplitterte und eine Vereinigung in Gewerk- 
schaften nicht hingezielt wurde. Hiedurch mag der (übrigens seit längerer Zeit 
in Abnahme begriffene) Blauofenbetrieb eine Verschwendung von Holzkohlen 
und Theuerung der Brennstoffe herbeigeführt haben. — Die Verkehrs- 
anstalten waren auch bis jetzt so ungenügend, daß Holzsurrogate bei dem 
besten Willen der Hüttenmänner nicht in Anwendung kommen konnten. Die
	        
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