Abriß der Ortsgeschichte. 657
den sogenannten Konradsbrief kam das Stift Waldsassen zuerst (1524) unter
kurpfälzische Vogtei und durch Heinrich Rudolph von Wetze's Resignation
(1560) ganz in den Besitz des pfälzischen Hauses.
Erst lutherisch, dann kalvinisch, ward Waldsassen durch Ferdinand Ma-
ria zuerst unter Administration von Kloster Fürstenfeld (1. August 1669) und
durch Max Emanuel (20. Juni 1690) wieder als katholisches Immediat-Stift
hergestellt. Brand, Plünderungen, Kriege, Verschwendung der Aebte, Miß-
geschicke aller Art hinderten nicht, daß z. B. Abt Konrad II. (1394—1417)
mit einem Gefolge von 300 Ministerialen zum Konzil nach Konstanz zog,
oder daß Waldsassen!) 1703 an die Truppen des Generals Styrum an Na-
1) Von den vielen Freiheitsbriefen dieses Stiftes erwähnen wir K. Konrads Pri-
vilegium der freien Vogtwahl (1147), dann des Gegenkönigs Heinrich Befehl,
daß Niemand in der Nachbarschaft des Klosters ein Schloß baue (1223); der-
selbe ertheilte (1230) ein Privilegium zum Bergbau auf Gold, Silber und an-
dere Metalle. K. Ludwig nahm des Klosters Leute (nach K. Friedrichs Privi-
legium) von fremden Gerichten aus und vertraute dasselbe den Landvögten in
Nürnberg und Eger zum Schutze vor Brand, Raub und Plünderung (1339,
15. März). Am selben Tage verlieh er dem Abte die Eidleistung durch Stell-
vertreter und befreite das Stift (20. Juli desselben Jahres) von aller Pfändung
bei Strase der Reichsacht und 50 Mark Goldes. Fernere Bestätigungen der
Privilegien sind von K. Heinrich VI. (1196, 6. Febr.), Friedrich II. (1213 u.
1215), Rudolph v. Habsburg (1280), Wenzeslaus von Böhmen (1284), Hein-
rich von Luxemburg (1309), Karl IV. (1360), Sigismund (1434), Friedrich III.
(1465) u. s. w. Schon frühzeitig wurde des Stifts Schirmvogtei von verschie-
denen Adeligen angesprochen. So mußte Ulrich von Hostau, der Sohn Ulrichs
von Waldthurn (1271) darauf verzichten. Darauf fiel seine Sippschaft, die Wald-
auer und Hohenfelser, über des Klosters Güter und Leute mit Raub und Brand
her (1295) und noch (1357), als sich Abt Francis schon längst damit in den
Schirm der pfälzischen Herzoge begeben hatte (1347, 11. Juli), mußte Kaiser
Karl Waldsassen gegen Ulrich den Waldauer dem Schutze seines Pflegers im
Egerlande empfehlen. Gleichzeitig war das Stift mit der ganzen Nachbarschaft
in Fehde. So erschlugen des Klosters Leute (1310) den Richter zu Bärnau,
1322 hatte der Abt einige Lengenfelder Anverwandte hinrichten lassen, worauf
diese einen Laienbruder aufhängten; 1338 einte sich das Kloster mit dem Truch-
sessen von Wartberg wegen gegenseitig erschlagener Leute, 1352 mit Konrad
Schnell wegen Todschlags an seinem Bruder, 1361 mit den Nothafften wegen
15 erschlagener Personen u. s. w. Bei dem Schisma v. J. 1411 begab sich Abt
Konrad in Herzog Johanns Schutz und versprach Oeffnung und Warte mit den
Schlössern Tirschenreuth, Falkenberg nud Liebenstein. Waldsassen, dieses herrliche
Stift, dessen Gebiet 9 Stunden in die Länge und 7 Stunden in die Breite
umschloß, ward (1434) von den Hussiten geplündert und fiel (1634) in die Hände
der Schweden. Hier empfing die Deputation der böhmischen Stände den Winter-
könig Friedrich von der Pfalz. Es war hier eine Kapelle und Gruft der Land-
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