Abriß der Ortsgeschichte. 713
die Gerichtsbarkeit und Polizei über seine Reisegesellschaft ansübte. Als Hein-
rich VII. der Stadt Würzburg ein Meßprivilegium verlieh, lud er die Re—
gensburger zu deren Besuche ein, und verhieß ihnen und ihrem Hausgrafen
alle Gerichtsbarkeit und Freiheit, die sie auf anderen Messen genosfen (1227).
Die allmählige Erschütterung des levantinischen Handels über Kiow, seitdem
die Genueser und Venetianer angefangen, sich der wichtigen Handelsgeschäfte
in Konstantinopel zu bemächtigen, war auch für Regensburg höchst nachtheilig)
indem der Handelsweg zur See nach Italien gelenkt wurde, welcher zu Ende
des 13. Jahrhunderts schon der gewöhnliche war. Die Regensburger setzten
sich seitdem mit Venedig in Verbindung und führten in dem dortigen Kauf—
hause der Deutschen den Vorsitz, den sie gegen die Anmaßungen der Nürn-
berger noch behaupteten, nachdem sie schon lange an diese und besonders an
die der italienischen Strasse näher gelegenen Augsburger einen großen Theil
ihres Handels hatten abtreten müssen, obgleich ihnen noch ein weites, durch
zahlreiche Privilegien geschütztes Feld in Böhmen, Oesterreich, Ungarn, Tyrol
und Kärnthen, sowie in den Rheingegenden übrig geblieben.
Ein besonderer Zweig war der Salzhandel, im ausschließlichen Be-
sitze einer Anzahl von Bürgern (der sogenannten Salzherren) und durch be-
sondere Normen geregelt. Gleichwie der Handel fingen auch die Gewerbe an
zu sinken, obleich sie der Rath durch Errichtung von großen Werken und Ma-
schinen auf Gemeindekosten unterstützte. Die junge Kunst des Bücherdruckes
ward von den Regensburgern bald ergriffen und von ihnen, wenn auch nicht
zu Hause doch auswärts mit Ruhm geübt, so durch Albrecht Pfister (1462)
zu Bamberg, durch Christoph Waldorfer (1471) und Leonhard Wild (1478)
zu Venedig. Als Buchführer zu Regensburg erscheint 1495 Friedrich Pfister.
Was für die Bildung des Volkes und für den Unterricht geleistet wor-
den, haben wir schon vorne vernommen (S. 369 ff.). Die Armen und Kran-
ken wurden schon frühzeitig durch wohlthätige Stiftungen bedacht. Mit dem
um 1129 entstandenen Kollegiatstifte St. Johann war ein Hospital verbun-
den, welches später auf das jenseitige Ufer der Donau verlegt, und durch
Bischof Konrad IV. reichlich ausgestattet, das heutige Katharinenspital
bildet. K. Friedrich II. nahm es 1217 in seinen Schutz. Auch für die Son-
dersiechen (Leprosen) bestand im 13. Jahrhunderte schon eine besondere
Auftalt, zu St. Nikolaus vor dem Ostenthore. Zu gleichem Zwecke er-
baute Heinrich Zant am Schlusse des 13. Jahrh. das St. Lazarusspital
auf der Steingrube. Die mildthätige Gesinnung der Bürger offenbarte sich
auch durch die Stiftung einer Menge von Seelhäusern, worin Arme und
Nothleidende Nahrung und Obdach fanden. 1318 entstand das reiche Spital
bei St. Oswald. Das erste Bruderhaus für 12 unvermögliche Hand-
werker stiftete 1419 Stephan Nothangst, ein zweites 1437 Hans Kastenmayer,
der auch eine jährliche Aussteuer für drei Jungfrauen fundirte. Eine
ähnliche entstand 1462 durch Margaret Reich. Ein allgemeines Almosen