Full text: Königlich-Baierisches Regierungsblatt. 1806. (1)

jede freywillige Willens-Aeußerung 
des Menschen eine kleine Erzchlung aus der 
Kinderwelt, oder aus dem alltäglichen Leben 
macht, und sich dadurch der Theilnahme 
der Kinder an diesen, außerdem für sie zu 
trockenen und abstrakten Dingen versichert, 
so wird es ihm nicht schwer werden, ihre 
eigenen Gefühle und Kräfte der Seele zu 
wecken und thätig zu machen, ihre Aufmerk- 
samkeit auf dieselben zu lenken, und so# 
mittelst einer praktischen Seelenlehre sie auf 
die wirksamste Weise zu unterrichten. 
g. 12. 
Zum Beweise, daß der Leib ohne 
die Seele nicht empfinden könne, 
dient dem Lehrer vorldufig ein todter, em- 
pfindungsloser (obgleich mit allen Empfin= 
dungswerkzeugen versehener) Leichnam. 
. 1 
Zum Beweise der Unsterblichkeit 
der menschlichen Seele sind die aus den Ei- 
genschaften Gottes und aus der Bestim- 
mung des Menschen, die dieser hiernieden 
nicht erreichen kann, hergenommenen Gründe, 
in Verbindung mit denen, die Religion 
und Bibel uns darbiethen, dem Kinde bie 
angemessensten, faßlichsten und einleuch- 
tendsten. 
S 14. 
Aus der Menschen-Gecchichte ist 
den Kindern nur dasjenige zu erzahlen und 
mit nützlichen Anwendungen auf see selbst 
zu begleiten, was für ihre Fassungskraft 
geeigner ist, und was sogleich, entweder als 
Belege einer allgemeinen Kinderpflicht, oder 
1 
zum Beweise, um wie viel die menschlichen 
Kennenisse und Erfahrungen sich seit Jahr- 
hunderten vermehrt und erweitert haben, 
oder in irgend einer anderen Hinsiche von dem 
Lehrer benützt werden kann. 
g. 15. 
Da Kindern nichts angenehmer ist, als 
Erzéhlungen, so werden sie mit Aug und 
Ohr an dem Lehrer hangen, wenn er ihnen 
zuweilen etwas Lehrreiches, Erbauendes oder 
Rührendes aus der Geschichte erzählt, und 
sie dadurch mit fremden und sernen Völkern 
und Ländern einigermaßen bekannt macht. 
Allein die Kinder sollen mehr zu Staats- 
bürgern (Parrioten) als zu Weltbürgern 
(Cosmopoliten) gebildet werden. Deßwe- 
gen lenke der Lehrer immer auf Varer- 
lands-Geschichte ein. (Hiervon weiter 
unten). 
III. Natur, 
8. 1. 
Der Mensch mit allen ihn umgebenden 
Dingen, derer Daseyn er durch seine Sinne 
wahrnimmt, wird unter dem Worte Na- 
tur begrissen. Weit enrfernt, die Lehre 
von allen diesen Dingen, d. i., die Na- 
turkunde als sostematische Wissenschaft 
in den Elementar-Schulen zu behandeln, 
sey es des verständigen Lehrers vorzüg- 
lichstes Augenmerk, nur die für Kinder 
genießbaren Früchte in jenem unermeßli- 
chen Garten zu sammeln, und da sie zur 
Nahrung und Stärkung des jugendlichen 
Geistes in phosischer sowohl, als moralisch= 
religiöser Hinsicht so Vieles beytragen, ihnen
	        
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