Full text: Königlich-Baierisches Regierungsblatt. 1806. (1)

sich kaum von ihrem Lager mehr erheben 
koͤnnen. 
So gefahrdrohend dieses Uebel von den 
meisten Afterthieraͤrzten angesehen wird, so 
wenig bedeutend ist dasselbe, wenn die er- 
krankten Thiere nur auf folgende, ganz einfa- 
che Art Cdie sich vorzüglich auf warmes Ver- 
halten gründer) zweckmäßig behandelt werden. 
Heilart. 
Man stelle solche Pferde in einen trocknen 
warmen Stall auf gute Streue; man reibe sie 
des Tages wenigstens 3 Mahl entweder mit 
wollenen Tüchern, oder Bürsten, oder Strohe 
so lange jedesmahl über den ganzen Körper, 
bis die Oberfläche eine gemäßigte Wärme 
annimmt; man entziehe den Kranken die er- 
sten a4 Stunden gänzlich allen Haber, und 
reiche ihnen dagegen Weitzenkleyen, oder 
Brod mit Salz, nebst häufigen milchwar- 
men Mehleränken; man gebe ihnen täglich 
3 Mahl, nämlich Morgens, Mittags und 
Abends jederzeit eine Stunde vor dem Fut- 
ter folgenden Einguß: „Nimm rôm. Ka- 
millen und Hollunderblüche, von jedem so 
viel als mit drey Fingern gefaßt werden 
kann, thu beydes in ein reines erdenes Ge- 
schirr und gieße eine Maaß siedendes Was- 
ser darüber, decke es zu, und lasse diesen 
Aufguß eine Viertelstunde ziehen; seich als- 
dann diese Flüssigkeit ab, und löse darin auf, 
Wacholdersulze, 4 bis 6 both, und gieb es 
dem Pferde durch den Mund und nicht durch 
die Nase ein“. · 
Einfache Klystiere von lauem Wasser mit 
etwas Kochsalz und frischen Baum- oder 
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Leinoͤl, oder Butter gemischt, erleichtern das 
Thier außerordentlich. Die geschwollenen 
Fuͤße, der Schlauch oder die Zitzen sollen, 
je öfter je besser, mit warmen Tüchern oder 
Bürsten gerieben, die angelaufenen Augen- 
lieder aber mit seuchten Schwämmen gerei- 
niget werden. Wäre versteckter Husten und 
sieberhafter Zustand vorhanden, so leister 
nebst obigen Mitceln das Haarseil, oder das 
Leder, oder die Christwurz, vorne an die Brust 
gesetzt, sehr ersprießliche Dienste, vorzüglich 
wenn warme Dampfbäder unter die Nasen- 
löcher des Tags öfters angewendet werden. 
Der heoch angeschwollene Gaumen soll mit 
Wein= oder guten Obstessig, in welchem ei- 
was roher Alaun aufgelöset worden, so oft 
möglich des Tage benetzet, und mittelst ei- 
gen mit dieser Auflösung benetzten Bäusch- 
chens zurückgedrückt werden. 
Wird dieser ganz einfache Heilplan, 
welchen jeder Pferdeeigenthümer selbst besol- 
gen kann, mit Aufmerksamkeit beobachter, 
so sangen die meisten Pferde schon zu Ende 
des zweyten oder dricten Tages ganz gewiß 
wieder ihr gewöhnliches Furter zu genießen 
an, wornach sich sehr bald die verlohrnen 
Kräfte wieder sammeln. 
Alles Aderlassen, Gaumenstechen, Pure- 
giren und dergleichen, nicht minder zu hef- 
tige Reizmittel, 3. B. stark reizende Drü- 
senpulver, sind nicht allein ganz entbehrlich, 
sondern wie die Erfahrung lehrte, böchst 
schädlich.
	        
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