Full text: Großherzoglich Sachsen Weimar-Eisenachisches Regierungs-Blatt aufs Jahr 1821. (5)

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Zugleich aber wird über daß zweckmäßige Verfahren bey Kettung und Wiederbelebung 
im Wasser Verunglückter Nachstehendes zur Belehrung und Nachachtung bekannt gemacht: 
1) der Körper ist so schnell, dabeyn aber auch so behutsam wie wöglich, mit nach oben 
gehaltenen Kopfe aus dem Wasser zu zielen, Gesicht, Mundhöhle und Nasenlöcher alsobald 
ven dem ekwa dort befindlichen Schlamm zu reinigen, der Körper mit dem Oberlelbe seit- 
wärt und ctwas abwärts zu neigen, demit, wenn etwa r# in der Luftröhre gesam- 
meit seyn sollte, solches ausfließen koͤnne. 
2) Der Körper wird dann behutsam an den Ort getragen, wo man bdie Wiederbele- 
bunge-Versuche anstellen will, dieß kann im Sommer und bey gutem Werter im 1• 
geschehen; bey schlechtem und kaltem Wetter in dem nächsten passenden Hause, wo von 
dem Besther, die Wiederbelebungsversuche dort vorzunehmen, unweigerlich gestattet —* 
ae und zwar auf der Hausflur, auf einem luftigen hellen Oberboden, in einer Scheune, 
der in einer geräumigen und auch im Winter nur sehr mäßig erwärmten Stube; letztere 
vaif nie mit vielen Menschen angefüllt, und dürfen außer dem Arzte und Ghirurgen, wel- 
che schleunigst herbeyzuholen und welche dann bie beitung der Rettungsversuche zu über- 
nehmen haben, nur höchsiens 5. bie 6. Personen, wWioe sich mit der Wiederbelebung be- 
schaͤftigen und einander unterstähen. zugegen seyn. Kérper wird auf einem sreysiehen- 
den Tische, oder auf einem freyliegenden, gehoͤrig un d Brete, auf den Rücken, mit 
etwas erhöhetem Kopfe bingelegt. 
3) Man entlediget den Körper von den Kleidern, welche, wenn sie ssch nicht leicht 
ausziehen lassen, abgeschnitten werden, und reiniget nochmahla sorgfältig Mund, Nachen 
und Nase mit einem Schwamm, einem Federbart 2c. Man wäscht und zwockut den Ker- 
per ab, und sucht ihn nun zu erwärmen, indem man ihn entweder im Sommer der Sonne 
aussebt, oder im Wineer in gewärmte Decken wickelt und etwas auf die Tache- Seite legt, 
ihn sanft mit Flanell reibt, riu Wrmsasze über das Kreuz und Räückrath bewege und 
die Tastumm und Handslächen be 
4) Man sucht das Ueemen ier herzustellen. Man bringt die mit einem feuchten 
ies umwickelte Röhre eines Blasebalges an das eine Nasenloch, während man das 
andere und den Mund zuhält, und bläßt so Luft in die Lunge, bis sich die Brust ein we- 
nig hebe; dann müssen Mund und Nasenlöcher frepgelassen werden, worauf die Brust nie- 
bersinkt. Dieses Eindlasen und Freylassen der Brunß wird immer wiederholt. — Wenn man 
keinen Blasebalg hat: sp kann man auch mit dem Munde, durch einen an beyden Enden 
ofkenen Federliel, den man mit Leinewand umwickelt, in das eine Nasenloch einbringt, wäh-= 
rend das andere und der Mund zugehalten wlrd, Luft in die Nase, oder auch, indem man 
den Mund auf den Mund deo Verunglückten legt.m geradezu in den Mund des i 
ten, einblasen, während man die Nasenlöcker zuyält, die man hernach öffnet, um die buf 
Deraus zu saffen, worauf man von Neuem einbläßt und so fort. Wenn ein Dan 
sehlt, und Niemand sich zum Cinblaten mt dem Munde entschliesten körte: so muß man 
weniasten 5 mit den Känden rurch übrigens nicht gewaltsamee Zusammerdiscken der Brust 
eine so große Menge Luft aic meglsch auepressen und dann abwechselnd den Druck bald 
anwenden, bald aufhen wen lasten, um, das natörliche Athmen in etwas nachahmend, die 
atmoöphärlsche Luf#, in Verhältniß der aus der Lunge an ögepreßeen Lust, einsträmen zu 
lassen
	        
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