Full text: Großherzoglich Sachsen Weimar-Eisenachisches Regierungs-Blatt aufs Jahr 1823. (7)

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I. Behandlung eines Ertrunkenen. 
1) Der Körper ist, so bald wie möglich, behucfam, mit nach oben grhaltenem Kopse 
aus dem Wasser zu ziehen, Gesicht, Mundhöhle und Nasenlöcher sind alsobald von dem 
dort besindlichen Schlamme zu reinigen, der Körper ist dann mit dem Oberleibe seitwärts 
und etwas abwärts zu neigen, damit, wenn etwa Wasser in der Luftröhre gesammelt ist, 
dieses auöfließen könne; dagegen darf der Körper nie mit den Füßen in die Höhe gehalten, 
oder wie man es nennt, gestärzt, auch nicht über Fässer gerollt oder sonst roh mit ihm 
verfahren werden. 
2) Der Körper wiro darauf behutsam an den Ort getragen, wo man die Wiederbele- 
bungsversuche anstellen will (dieß kann im Sommer bey gutem Wetter im Freyen geschehen; 
bey schlechtem und kaltem Wetter in dem nächsten passenden Hause und zwar auf dem Haus- 
xlatze, auf einem luftigen hellen Oberboden, in einer Scheune oder in einer gerdumigen und 
auch im Winter nur sehr mäßig erwärmten Stube) und daselbst auf einem frepstehenden 
Tische oder auf einem freyliegenden, gehörig festunterstatzten Brete, auf den Rücken, mit 
etwas erhöhtem Kopse, hingelegt. 
3) Man entlediget den Körper von den Kleidern, welche, wenn sse sich nicht leicht aus- 
ziehen lassen, abzuschneiden sind, und reiniget nochmahls sorgfältig Nund, Rachen und 
Nase mit einem Schwamm, einem Federbarte c. Man wäscht und trocknet den Körper ab, 
und sucht ihn nun zu erwärmen, indem man ihn entweder im Sommer der Sonne aussehr, 
oder im Winter in gewärmte Decken wickelt und etwas auf die richte Seite legt, ihn sanft 
mit Flanell reibt, eine Wärmflasche über das Krenz und Rückgrath bewegt, und die Fug- 
sohlen und Handslächen brstet.. 
4) Man sucht das Athmen wieder herzustellen. Zu diesem Eude bringt man bie mit 
einem feuchten Läppchen umwickelte Röhre eines Blasebalges an das eine Nasenloch, wäh- 
rend man das andere und den Mund zuhält, und bläst so Luft in die Lunge, bis sich die 
Brust ein wenig hebt, dann müssen Mund und Nasenlöcher frey gelassen werden, worauf 
die Brust nledersinkt. Dieses Einblasen und Freylassen der Brust wird immer wieder- 
holt. — Wenn mau keinen Blasebalg hat: so kann man auch mit dem Munde durch einen 
an beyden Enden offenen Federkiel (den man mit veknewand umwickelt in das eine Nasen- 
loch einbringt, während das andrre und der Mund zugehalten werden) Luft in die Nase, 
oder auch, indem man den Mund auf den Mund de5 Verunglückten legt, geradezu in den.
	        
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