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Se. Königliche Hoheit, der Großherzog, fanden sich nach 8 Uhr Abends ein,
begleitet von den Durchlauchtigsten Erbgroßberzoglichen Herrschaften und beyden Prin-
zessinnen Enkelinnen, so wie von des Herrn Landgrafen Christian von Hessen-Darm-
stadt, Hoheit, und des Herrn handgrafen Ernst von Hessen-Hhilippsthal-Barch-
feld, Durchlaucht, worauf der Ball sogleich begann, auf dem die allerhöchsten Herr-
schaften bis gegen zehn Uhr verweilten.
Zu bedauern war nur, daß der vorhergegangene mehrtägige Regen nicht alle
Veranstaltungen völlig gelingen und zur Erscheinung kommen ließ.
Das Kinderfest, welches sich mit vollem Rechte in die Reihe der schönen Jubel-
feste stellen kann, konnte, der ungünstigen Witterung wegen, erst am 12. gefeyert
werden. Die sämmtliche Stadtjugend aus allen Klassen und Ständen war dazu
eingeladen, eine besondere Berücksichtigung dabey war aber der Stadtschule, Frey-
schule und allen Privat-Instituten vorbehalten. Ein eigner Spielplat für die Kin-
der wurde vor dem Schießhause eingerichtet und für immer bey dieser Gelegenheit
gewonnen; ein Gewinn, den alle Aeltern dieser Stadt nicht dankbar genug aner-
kennen können. Um zwey Uhr Nachmittags versammelten sich sämmtliche Kinder ge-
nannter Schulen mit ihren Lehrern, die übrigen Kinder theilo mit ihren Aeltern
oder Anverwandten. Unter ciner gewissen Aufsicht stand die ganze Jugend. Die
Kinder befanden sich in dem innern abgesteckten Ralune des Spielplatzes, die Zu-
schauer außerhalb desselben. Rührend und höchsterfreulich war der Anblick dieser
fröhlichen Menge; funfzehn bis sechszehn Hundert Kinder bewegten sich in bust
und Freude. Die Spiele ordneten die Lehrer oder Kinderfreunde an; Spiel=
sachen, Fähnleins und allerhand kleine Geschenke wurden als gewonnene Preise aus-
getheilt. Nach einigen Stunden der Spiele wurden die Erfrischungen gercicht und
dam begannen die Spiele auf's Neue.
Un sechs Uhr erschienen die höchsten Herrschaften. Wer vermag zu beschreiben
die Gefühle, welche jede Brust bewegten, als der hochverehrte Jubelfürst, in der
Umgebung seiner erlauchten Familie die jugendlichen Reihen, unter Jauchzen und bind-
lichem t Lebehoch, durchzog.
Die rühmlichste und dankbarste Anerkennung verdienen bey Anordnung des Fe-
stes der Bürgermeister der Stadt, Hofrath Schwabe und, nebst mehren ange-
sehenen Burgern und Kinderfreunden, der Ober-Baudirektor Coudray, der auch
bey der Anordmmng der übrigen öffentlichen Feste seinen schon oft bewährten gebilde-
ten Kunstgeschmack entwickelte.
Die Reihe der festlichen Begehungen beschloß am 13. die hiesige Freymaurer=
Loge, in Gegenwart der dazu eingeladenen Frauen, mit gehaltvollen Reden und von