Object: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

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wies, in der Kilimandjaroniederung das Standquartier 
aufzuschlagen, nur würde ich dazu nicht das Tiefland 
von Aruscha, welches zeitweilig von großer Feuchtig- 
keit heimgesucht wird, sondern einen beliebigen, dem 
Berge und damikt dem Ende der Poststraße näher 
gelegenen trockenen und offenen Steppenstrich em- 
pfehlen, etwa die Gegend von Kahe, wo auch Kultur- 
land nahe erreichbar ist. Andererseits müßte man 
sich in der Umgebung von Korogwe nach einem ge- 
eigneten Ruheplatz umsehen und würde dazu, wenn 
die Thiere absolut auf dürres Steppenland an- 
gewiesen sind, den äußersten Winkel desselben zwischen 
Pangani und Mkomasi nahe dem Ukungaberge, even- 
tuell aber die freie Ebene auf der rechten Pangani- 
seite ins Auge fassen können. 
Man darf wohl annehmen, daß den Kameelen 
nach den fünf oben bezeichneten Marschtagen zwei 
Ruhetage genügen, und würde alsdann mit zwei 
Thieren einen regelmäßigen wöchentlichen Postdienst 
einzurichten im Stande sein. Es gilt das zwar 
immer nur für leichte Postsachen, Briefe, Zeitungen 
und dergleichen; Packete müßten wohl dem Güter= 
verkehr zugewiesen werden. In analoger Weise, 
wie oben für diesen, habe ich für den Postdienst ein 
Schema entworfen, das sich durch sich selbst erklärt. 
Zeiteintheilung der Postverbindung zwischen 
Tanga und Moschi. 
Eisenbahn: Lateinische Schrift. 
Erster Votenreiter: gesperrte Schrift. 
Zweiter Botenreiter: Gewöhaliche Shrt. 
  
  
  
3 binnenwärls küstenwärts 
4r von nach von nach 
1. Korogwe 
2./Korogwe Sapanga Moschi Nonga 
3.Sapanga Hedarn Nonga Opuni 
4.%n Opuni Opuni Hedarn 
5.]Opuni Nonga Hedarn Sapanga 
6. Ronga Moschi Sapanga Korogwe 
7. Korogwe Tanga 
8.] Tanga Korogwe 
9.Korogwe Sapanga Moschi Nonga 
0.Sapanga Hedarn Nonga Opuni 
11. Hedarn Opuni Opuni Hedarn 
12. Opuni Nonga Hedaru' Sapanga 
13.Nonga Moschi Sapanga Korogwe 
14. Korogwe Tanga 
15. Tanga Korogwe 
16. Korogwe Sapanga Moschi Nonga 
7.] Sapanga" Hedarn Nonga Opuni 
18.] Hedarn Opuni Opuni edaru 
9. Opuni Ronga Hedaru apanga 
0. Ronga Moschi Sapanga Korogwe 
1. Korogwe Tanga 
22 Tanga Korogwe 
3. Korogwe Sapanga Moschi Nonga 
4.Sapanga Hedarn Konga Opuni 
25. Hedaru Opuni Opuni Hedaru 
26. Opuni Ronga Hedaru Sapanga 
27 Nonga Moschi Sapanga Korogwe 
26. Korogwe Tangam 
  
  
  
  
  
Man würde am Kilimandjaro in 28 Tagen in den 
Besißz von Berliner Nachrichten gelangen. Allwöchent- 
lich am selben Tage käme in Rau Post an und 
ginge nach zweitägiger Zwischenzeit von dort wieder 
ab. Es ließe sich ermöglichen, durch irgend welchen 
Anschluß von Rau aus in einem Tage die Brief- 
sachen auch bis in entferntere Landschaften zu diri- 
giren, so daß die meisten Empfänger Gelegenheit 
haben, die Antwort bereits am nächsten Tage zur 
Küste zu schicken. 
Wie die Tabelle zeigt, würde die Antwort auf 
einen am 1. des Monats von Tanuga abgehenden 
Brief am 14. wieder dorthin gelangen. Leider ent- 
spricht dieser Zeitraum nicht dem Intervall, in welchem 
die auf der Aus= und Heimreise begriffenen deutschen 
Dampfer Tanga berühren. Dazwischen liegen nur 
8 bis 9 Tage, so daß der den Anschluß (von Korogwe) 
nach dem Binnenlande herstellende Botenreiter nicht 
früh genug zurück sein kann, um seine Briessachen 
(durch Vermittelung der Eisenbahn) dem auf der 
Heimreise Tanga passirenden Dampfer zu übergeben. 
Da unsere Schisse nur vierwöchentlich verkehren, so 
müßten die nach Europa bestimmten Briese nahezu 
vier Wochen in Tanga liegen bleiben, ehe sie die 
Weiterreise antreten könnten. Demnach wäre für den 
übersceischen Postverkehr die Beschleunigung der Land- 
beförderung so lange illusorisch, als nicht die Hin- 
und Rücktour zum Kilimandjaro innerhalb acht Tage 
ausgeführt werden kann. 
So ungünstig, wie es scheinen möchte, liegen in- 
dessen die Verhältnisse doch nicht. Es steht uns 
außer der deutschen noch die Benubung der englischen 
und französischen Ostafrikalinie offen, dic beide in 
Sansibar anlegen. Da aber der Postverkehr für 
einen einigermaßen intensiven Wirthschaftsbetrieb nur 
daun vollen Werth besitzt, wenn er ein in jeder Be- 
ziehung regelmäßiger ist, so können wir uns von der 
Mitbenußzung der genannten Linien auch nur dann 
eine wesentliche Förderung versprechen, wenn die 
Zeitintervalle, in denen sie mit unseren Schiffen ab- 
wechseln, regelmäßige, d. h. stets dieselben sind. Das 
ist, wie schon bemerkt, zur Zeit nicht der Fall. 
Unsere Dampfer verkehren vierwöchentlich, die fran- 
zösischen allmonatlich, so daß ihre Fahrttermine für 
längere Zeit nahe zusammenfallen, sich aber von Fall 
zu Fall gegeneinander verschieben. Das drückt den 
Werth dieser Linie für unsere Interessen sehr herab. 
Wie sich die englische demgegenüber verhält, ist mir 
nicht sicher bekaunt geworden, es scheint aber, als 
wenn ihre Schiffe wie die unfrigen vierwöchentlich 
verkehrten. Jedenfalls läge es im Interesse der be- 
theiligten Nationen, bezüglich der Zeitfolge und Gleich- 
artigkeit ihres Schifffahrtsverkehrs eine Konvention 
zu schließen. Eventuell würde für uns — wie das 
allgemeine Urtheil hier zu Lande lautet — kein 
nennenswerther Nachtheil daraus entstehen, die vier- 
wöchentlichen Fahrten aufzugeben und statt der 13 
im Jahre verkehrenden Schiffe uns auf 12 zu be- 
schränken. Jetzt herrscht, wenigstens im amellande,
	        
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