Metadata: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Geistiges Leben unter Friedrich August 11. 509 
raum nur äußerst wenig geschah, kann bei der Ungunst der 
Zeitereignisse, der Leere der öffentlichen Kassen und den in den 
maßgebenden Kreisen herrschenden Anschauungen nicht auffallen. 
Wenn wir die Gründung des 1748 zur Bildung junger Armee- 
chirurgen und Feldscherer gestifteten Collegium medico-chirur- 
gicum, die Reorganisation der Ingenieurakademie durch Ge- 
neral v. Bott 1742, die Schenkung eines großen Theils der 
von Herzog Johann Adolf von Sachsen-Weißenfels hinter- 
lassenen Bibliothek an die leipziger Universitätsbibliothek, end- 
lich die Neuerung, daß die 1728 in die prächtigen Salons des 
Zwingers versetzte kurfürstliche Bibliothek 1), deren Obervorstand 
seit 1738 Brühl war, nunmehr täglich einige Stunden zum 
Gebrauch geösssnet und selbst für auswärtige Gelehrte durch 
Zusendung von Büchern und Mannscripten nutzbar wurde, an- 
führen, so ist damit ziemlich alles erschüpft, was sich als Für- 
sorge der Regierung für die Wissenschaften bezeichnen läßt. War 
doch selbst der Zuschuß von 200 Thalern, den der Hef früher 
an Mencke in Leipzig für gelehrte Zwecke gewährt hatte, trotz 
Gottscheds eifrigster Verwendung zu Gunsten seiner deutschen 
Gesellschaft „wegen der Menge und Wichtigkeit so vieler an- 
derer Sachen“ nicht wieder zu erlangen?2). Dennoch aber 
war das Ansehen, zu welchem sich die Wissenschaften aus der 
Verwilderung des vorigen Jahrhunderts emporgearbeitet hatten, 
bereits groß genug, um von den höheren Sphären der Gesell- 
schaft nicht länger ignorirt zu werden, zumal sich in ihnen der 
durch alle sinnlichen Reizmittel übersättigten Genußsucht der 
vornehmen Welt eine neue Art der Befriedigung bot. Pro- 
tection der Wissenschaft fuug an zum guten Tone zu gehören. 
Versäumte doch selbst Brühl nicht sich eine reichhaltige Privat- 
bibliothek von 70000 Bänden anzulegen, über welche v. Hei- 
necken und unter diesem J. Chr. Rost und Ch. G. Heyne 
die Aussicht führten und die, wenn sie auch zunächst nur der 
1) Der verdiente Vibliothekar Claudius flüchtete sie von dort vor 
dem Bombardement 1760 in die Kasematten. 
2) Biedermann, Deutschlands Zustände II, 119.
	        
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