16 Das Heerwesen. IV. Buch.
wenn es Kanonen sind. Bei den großen Festungen ist die Verteibigung ganz
und gar in den Fortsgürtel gelegt, die Stadtumwallungen kommen daher in Fort-
fall. Ob die letztere Maßregel sich bewähren wird, bleibe dahingestellt. Das kann nur
die Zukunft lehren. Im übrigen sind in den letzten Jahren die verschiedensten Ansichten
maßgebend gewesen. VBiele Festungen sind aufgehoben, zahlreiche neue Werke gebaut
worden; erst neuerdings ist es gelungen, ein festes Prinzip in die Landes- und Küsten-
befestigung zu bringen.
Militär-Verkehrswesen. Einen gewaltigen Aufschwung hat in den letzten Zahren
das MNilitärverkehrswesen genommen. Das
Eisenbahnnetz ist nach strategischen Rücksichten ausgebaut, und die neuesten Erfin-
dungen der Technik sind dem Heere dienstbar gemacht worden. Das Hauptmittel
zur Nachrichtenübersendung bildet der elektrische Telegraph, der in neuester Zeit
nicht mehr an Leitungen gebunden ist, sondern auf drahtlosem Wege arbeitet. Funker-
abteilungen werden den höheren Behörden und der vorgeschobenen Kavallerie bei-
gegeben; auch mit den Luftschiffen kann man durch Funkspruch Verbindung halten.
Daneben bleibt der Leitungstelegraph in Kraft, und auch Fernsprechgerät wird im
Heere verwandt. Lichtsignale kommen unter günstigen Bedingungen zur Anwendung.
Von großer Bedeutung für die Armee sind ferner die Kraftfahrzeuge, sowohl
für den Personenverkehr als auch für den Nachschub der Heeresbedürfnisse. Zu letzterem
Zweck wurden Lastzüge konstruiert. Gegen Prämien werden sie von industriellen und
Handelsgesellschaften im Frieden unterhalten und stehen im Kriege zur Verfügung. Auch
das Fahrrad und das Motorrad werden im Nachrichtendienst verwendet. Eine außer-
ordentliche Entwickelung hat endlich die Luftschiffahrt erfahren. Verwendet werden
entweder große lenkbare Luftschiffe oder Flugmaschinen. Sie dienen hauptsächlich
Erkundungszwecken, können aber auch zum Schleudern von Sprenggeschossen benutzt
werden. Oie Flugmaschinen sind Eindecker oder Doppeldecker; die Luftschiffe werden
teils nach dem starren Prinzip des Grafen Zeppelin, teils als halbstarre, teils als
unstarre Parsevalluftschiffe konstruiert. Zedes dieser Systeme hat seine Vorzüge
und Nachteile. Neuerdings werden Luftschiffe wie Flugmaschinen zur Abwehr und
zum Angriff mit Waffen ausgerüstet. Diese Entwickelung ist zwar noch in den An-
fängen, dennoch aber läßt sich schon jetzt übersehen, daß sich Kämpfe in der Luft ab-
spielen werden, und die Luftschiffahrt in den Kriegen der Zukunft eine bedeutende
Rolle spielen wird.
Auch bei der Bekleidung und Ausrüstung der
Truppen sind wesentliche Fortschritte zu ver-
zeichnen. Vor allem wichtig ist die Einführung grauer Felduniformen, um zu
erreichen, daß die Truppen im Gefecht sich möglichst wenig vom Gelände abheben.
Auch Fahrzeuge und Geschütze bekamen den feldgrauen Anstrich. Gepäck und Aus-
rüstung des Mannes wurden erleichtert. Auch die blanken Waffen wurden verschiedent-
lich geändert. Ferner erhielten alle Truppenteile Fahrräder zum Meldedienst; die
Bekleidung und Ausrüstung.
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