— 103 —
„wenn die Ansicht zwar weniger probabel, aber
doch auf gute Gründe gestützt ist.“
. Der strengere Probabilismus:
„wenn die Ansicht beinahe ebenso probabel ist, wie
die entgegengesetzte.“
2. Der Aquiprobabilismus:
„wenn die sichere und die weniger sichere Meinung
gleich probabel sind."“
3. Der Probabiliorismus:
„der minder sichern Ansicht darf man nur dann
folgen, wenn sie die probablere, der sicherern aber
auch, wenn sie die minder probable ist.“
4. Der Tutiorismus und zwar a, im engern Sinne:
„der minder sichern Ansicht darf man nur dann
folgen, wenn sie die probabelste ist."
b. Der Rigorismus:
„Der sicherern Meinung muß man folgen, auch
wenn die minder sichere probabler oder sogar die
probabelste ist.“ (Vergl. Lehmkuhl Theol. moral.
I. p. 59). «
Wir möchten diesen Ansichten gegenüber unsern Stand-
punkt so formulieren: „Man muß unter allen Umständen
der sichersten Meinung folgen und auf Probabilität keine
Rücksicht nehmen. Die sicherste Meinung ist aber die, welche
ein gebildetes Gewissen eingiebt.“
* *
Der Probabilismus ist weder ursprünglich von den
Jesuiten ausgegangen, noch ausschließlich von den Jesuiten,
noch endlich von allen Jesuiten gelehrt worden. Aber er
ist der Standpunkt von weit mehr Jesuiten als Nichtjesuiten,
und seine Gegnerschaft ist unter den Jesuiten sehr spärlich
vertreten, so daß man befugt ist, Probabilismus und
Jesuitismus für nahezu gleichbedeutend zu halten. Wir
sprechen hier natürlich nur von den Moralisten; daß im