Full text: Regierungs-Blatt für das Großherzogthum Sachsen auf das Jahr 1918. (102)

208 (Prüfungsordnung f. d. Lehramt an höheren Schulen.) 
deutschen Schriftsteller alter und neuer Zeit nötig ist und soweit sie dazu dient, 
den Unterricht wirksam zu unterstützen und den Zusammenhang der gesamten 
deutschen Kultur den Schülern vor Augen zu führen. Vertrautheit mit der 
deutschen Stillehre und Verslehre. 
§ 13. 
Lateinisch. 
Für die Erwerbung der Lehrbefähigung im Lateinischen als Hauptfach 
wird vorausgesetzt: Kenntnis der griechischen Elementargrammatik und die Fähig- 
keit, leichtere griechische Texte richtig aufzufassen und ins Deutsche zu übertragen. 
Bekanntschaft mit der griechischen Literatur und Kultur, soweit sie für das Ver- 
ständnis des Lateinischen von Bedeutung ist. 
Es ist zu fordern: 
à) Nebenfach: Bekanntschaft mit den Grundzügen der wissenschaftlichen 
Grammatik, sichere Kenntnis der Schulgrammatik. Ubung im schriftlichen Gebrauch 
der Sprache bis zur Fertigkeit, angemessene deutsche Vorlagen mit Beherrschung 
der Formenlehre und Syntax und ohne erhebliche stilistische Mängel ins Lateinische 
zu übertragen. Einige Übung im freien mündlichen Gebrauch der Sprache. 
Fähigkeit, die einfacheren Versformen, besonders Hexameter, Pentameter, Senar 
und die Metra der Horazischen Oden zu erklären, und Ubung im angemessenen 
Vortrag lateinischer Verse. Fähigkeit, Abschnitte aus den Werken der für die 
höheren Lehranstalten geeigneten Schriftsteller mit grammatischer und lexikalischer 
Genauigkeit zu verstehen und, von Stellen besonderer Schwierigkeit abgesehen, ins 
Deutsche zu übertragen. Mit der römischen Literaturgeschichte, besonders des 
ciceronischen und augusteischen Zeitalters, muß der Kandidat auf Grund eigener 
Lektüre der vornehmlichsten Schriftsteller dieser Zeit vertraut sein. Ferner muß 
er eine allgemeine Kenntnis der politischen Geschichte und der Länderkunde des 
römischen Reiches, soweit dies zum Verständnis der zu behandelnden Schriftsteller 
nötig ist, nachweisen. 
b) Hauptfach: Wissenschaftlich begründete Kenntnis der Grammatik. Einsicht 
in die geschichtliche Entwicklung der Sprache. Sicherheit in der schriftlichen und 
einige Gewandtheit in der mündlichen Anwendung der Sprache. Vertrautheit mit 
den Grundzügen der Prosodie und Metrik. Ubung im Vortrage lateinischer Verse. 
Eine auf eigene Lektüre begründete Einsicht in die Entwicklung der lateinischen 
Literatur, insbesondere Kenntnis der bedeutenden Schriftsteller der klassischen Zeit.
	        
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