Chr. Thomasius. Gelehrte. 301
grissen des wittenberger Theologen Casp. Löscher auf die Re-
formirten mannhaft entgegentrat, vermochte ihn auch die bisher
genossene Gunst des Oberhofmarschalls v. Hangwitz nicht länger
zu schützen. Auf die Klage der leipziger und wittenberger
Theologen ertheilte das Oberconsistoriim März 1691 der
Universität Leipziz die Weisung, ihm das Mißfallen des Kur-
fürsten zu erkennen zu geben und ihm das weitere Lesen, Dis-
puliren und Schreiben bei 200 Thaler Strase zu untersagen;
zugleich aber erging ein geheimer Befehl, sich der Person des
Angeklagten, wenn er zu Anhörung dieses Vorhaltes erscheine,
zum Behufe peinlichen Verfahrens zu versichern. Rechtzeitig
gewarnt entfloh Thomasius ins Brandenburgische, wo er die
wesentliche Veranlassung zur Gründung der Universität Halle
gab, die bald zur gefährlichen Rivalin für ihre alternde Schwester
in Leipzig heranwuchs. Dem eben dadurch, daß veipzig die
Regungen der nenen Zeit, statt sie in sich aufzunehmen, gewalt-
sam von sich gestoßen hatte, sah es sich dazu verurtheilt, all-
mählich von anderen jugendlicheren Hochschulen überflügelt zu
werden 1).
Auch außerhalb der alademischen Kreise fing Sachsen jetzl
au einige namhafte Gelehrte zu zählen. Dürfel, der Entbecker
der Kometeubahnen, war bis 1684 Diakonns in Plauen; der
Bauer Chr. Arnold in Sommerfeld beobachtete und beschrieb
den Kometen von 1680; Gottfried Arnold aus Annaberg, der
berühmte Verfasser der Kirchen= und Ketzerhistorie, an der
auch Thomasius bedeutenden Antheil hatte, und in der er
ebensalls der lutherischen Orthodoxic offen den Fehdehaudschuh
hinwarf, war wenigstens von Geburt ein Sachse, studirte in
veipzig und war Speners Freund und Schüler. Dem Ober-
lausitzer Ehrenfricd Walther v. Tschirnhaus, dem Verfasser
) über die lcipziger Streitigkeiten siehe Thomasius, Vernülnsstige
und christliche aber nicht scheinheilige Thomasische Gedanken und Erinne-
rungen über allerhand gemischte philosophisohe und juristische Hündel. 1721.
Vergl. Luden, Christian Thomasius nach seinen Schriften und Schicf-
salen dargessellt (1805) und Heituer, Lileraturgeschichte des achtzehnten
Jahrhunderts (180 2) III, 00 ff.