Object: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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ergaben folgendes Bild. Die Einnahmen betrugen 1899 131068233 
Mark; sie überstiegen zwar die des Vorjahres um 4841680 Mark, 
also an sich ein erfreuliches Resultat, das in sich auch eine Art 
Widerlegung der gegen Preußen erhobenen Anschuldigungen barg: 
hatte doch übrigens auch das „Vaterland“ selbst in seinem eben 
zitierten Artikel den Durchgangsverkehr, den Preußen schädigen 
könne, nur auf 17 Proz., dagegen den von Preußen ganz unab- 
hängigen Inlandverkehr auf 83 Proz. angegeben. Dagegen waren 
aber die Ausgaben auf 98852222 Mark gewachsen und überstiegen 
die vorjährigen um 6823912 Mark, und danach betrug der üÜber- 
schuß nur 32216 011 Mark gegen 34 179524 Mark im Vorzjahre, 
also 1981 513 Mark weniger. Bei dem im Jahre 1899 zirka 
870,1 Mill. Mark betragenden Anlagekapital bedeutete das eine 
Verzinsung von nur 3,70 Proz., die niedrigste die sich seit fast 
einem halben Jahrhundert ergeben hatte. Gewiß konnte auf die 
notwendig gewordene Vermehrung des Betriebspersonals, auf die 
Erhöhung der Arbeitslöhne und die Materialpreise als Ursachen 
wie im Vorjahre hingewiesen werden. Als Hauptursachen waren 
aber doch nur zu deutlich die vielen unrentablen Linien, die „Milch-, 
Butter= und Ziegelbahnen“, wie sie im Hinblick auf ihre Ent- 
stehungsursache der Volkswitz nannte, und der kostspielige Um- 
oder Neubau von Bahnhöfen erkennbar. Schon in der Kammer= 
sitzung vom 30. April 1874 hatte der Abgeordnete Gustav Philipp, 
Lehnsrichter in Kleinwolmsdorf, eine Außerung getan, die 
auch den nunmehrigen Verhältnissen noch völlig entsprach: 
„Die hauptsächlichste Ursache (nämlich für den Rückgang der Eisen- 
bahnrente) ist, daß wir uns bewogen gefunden haben, eine An- 
zahl Bahnen zu bauen, die derzeit noch am Marke der besseren 
Linien zehren.“ Und er fügte weiterhin hinzu: „Unter den Eisen- 
bahnverwaltungsbeamten hat man schon ein Scherzwort erfunden 
und sagt: Die sächsischen Techniker bauen meist Millionenbahn- 
höfe!“ Dies letztere Wort galt vor allem nun auch von dem in 
den Jahren 1893—98 mit einem Kostenaufwande von zirka 
50 Mill. Mark erbauten Hauptstaatsbahnhofe in Dresden, dessen 
Kosten die Voranschläge in ganz erheblicher Weise überschritten 
hatten und deswegen im Lande mehrfach mißbilligende Stimmen
	        
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