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Auhang.
A. Belehrung über die Geflügelcholera.
Die Geflügelcholera ist eine sehr ansteckende Krankheit, welche Hausgeflügel aller Art, namentlich
aber Gänse, Enten, Tauben, Hühner, Truthühner, Pfauen und Fasanen befällt, gewöhnlich tödlich
verläuft und ganze Geflügelbestände in kürzester Zeit dahinraffen kann. Die Seuche wird in gesunde
Geflügelbestände am häufigsten durch den Zukauf fremden Geflügels eingeschleppt.
Der Ansteckungsstoff ist im Blute und in allen Organen kranker Tiere enthalten und haftet an
den Kadavern sowie an den Abgängen (Köt, Federn, Eingeweiden) verendeten und geschlachteten Geflügels.
Die Ansteckung gesunden Geflügels erfolgt gewöhnlich durch die Aufnahme von Kot kranker
Tiere mittelst der Nahrung oder des Trinkwassers, sowie durch Verfütterung von Abfällen geschlachteter
cholerakranker Tiere. Gesundes Geflügel kann sich auch dadurch anstecken, daß es auf Straßen und
Weiden oder in Bäche und Tümpel getrieben wird, welche zuvor krankes Geflügel passiert hat.
Die Ansteckung eines Geslügelbestandes macht sich in der Regel zuerst durch plötzlich auftretende
Todesfälle bemerkbar, ohne daß vorher Krankheitserscheinungen unter dem Geflügel wahrgenommen wurden.
Bei genauer Beobachtung findet man jedoch, daß die Tiere appetitlos, traurig und matt werden,
die Flügel hängen lassen, das Gefieder sträuben und an Durchfall leiden.
Der Kot ist anfangs breiig und weißgelb, später mehr schleimig und wässerig, grün von Farbe
und sehr übelriechend. Die Körpertemperatur ist fieberhaft erhöht.
Der Tod tritt meist nach 1 bis 3 Tagen, manchmal ganz plötzlich, seltener erst nach 2 bis 3
Wochen ein.
Sektionsbefund. Die hauptsächlichsten krankhaften Veränderungen, die jedoch nicht immer zu-
sammen und in gleich hohem Grade vorkommen, sind folgende:
Die Darmschleimhaut ist entzündet, rot bis rotbraun gefärbt, häufig mit blutigen Flecken besetzt.
Das Herz ist rot punktiert, oft wie mit Blut in Form von schwarzroten Tupfen bespritzt;
Entzündungen des Herzfleisches und Herzbeutels kommen vor, ebenso wässerige Ergüsse in
den Herzbeutel.
Häufig ist auch Entzündung der Lungen mit dunkelrotbrauner Verfärbung derselben zu
beobachten.
Für die tierärztliche Feststellung der Geflügelcholera sind ausschlaggebend
1) die mikroskopische Untersuchung auf das Vorhandensein des charakteristischen Krank-
heitserregers und
2) die Blutimpfung auf ältere Tauben.
B. Belehrung über die Hühnerpest.
Die Hühnerpest ist eine in ihren Merkmalen der Geflügelcholera zwar verwandte und mindestens
ebenso gefährliche, aber nicht durch denselben Erreger hervorgerufene Geflügelseuche.
Der Ansteckungsstoff ist im Blute sowie im Kote und Nasenschleim enthalten, aber seinem Wesen
nach bisher noch nicht festgestellt. Die Seuche führt in wenigen Tagen zum Tode und kann in kurzer
Zeit ganze Hühnerbestände wegraffen. Die Verbreitung der Krankheit erfolgt durch die Abgänge
(Kot, Nasenschleim) kranker, durch das Blut und die Eingeweide notgeschlachteter sowie durch die
Kadaver verendeter oder notgeschlachteter Tiere.
Der Ansteckungsstoff ist erst durch mindestens 20 Minuten langes Erhitzen bei 70 C., oder
bei 10 Minuten dauernder Einwirkung einer Hitze von 80° C. zerstörbar.