Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Zwanzigster Jahrgang. 1904. (45)

Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Januar 29. 30.) 17 
der unter 1 genannten Offiziere und legt sie mir vor. Das bisher vor- 
geschriebene Verfahren für die Einreichung der Qualifikationsberichte wird 
durch diese Bestimmung nicht berührt. 4. Es ist dem Admiralstabe der 
Marine eine tunlichst große Zahl solcher Offiziere zur Dienstleistung zu- 
zuweisen, deren spätere Verwendung im Admiralstabsdienst Erfolg verspricht.“ 
Ende Januar. (Preußen.) Nach Mitteilungen der Re- 
gierung werden Versuche mit einer neuen Form der Domänen- 
verpachtung gemacht. 
Sie richtet sich dabei nach dem Muster Dänemarks. Neben dem 
Getreidepreise bildet dort der Butterpreis und zuweilen auch der Speck- 
preis die Grundlage für die Festsetzung der Jahrespacht. In Preußen 
hat man im vorigen Sommer die Domäne Schlanstedt-Neudamm im Kreise 
Oschersleben in der Provinz Sachsen für 85307  Mark jährlich oder 97.72 
Mark pro Hektar verpachtet. In der Pachtsumme sind aber 64 Prozent 
oder 54400 Mark je nach den laufenden Zucker-, Weizen- und Spiritus- 
preisen veränderlich. Die Domäne hat Zuckerfabrik und Brennerei. Die 
Berechnung der Jahrespacht geschieht in der Weise, daß der Geldwert einer 
gewissen Menge Zucker, Spiritus und Getreide entrichtet werden muß, 
deren Durchschnittswert eben 54400  Mark ausmacht. Für den Fall, daß 
dauernde Veränderungen des ganzen Wirtschaftssystems erforderlich werden, 
z. B. das Spirituskontingent um 5 Prozent oder mehr, der Umfang des 
Rübenbaues um 10 Prozent oder mehr vermehrt wird, sind entsprechende 
Revisionen des Vertrages vorgesehen. Für die neue Form der Verpachtung 
wird angeführt die Verminderung des Risikos aus der Veränderung der 
Preise während eines sich auf die Dauer von 18 Jahren erstreckenden Pacht- 
verhältnisses. 
29. Januar. (Reichstag.) Debatte in der Budgetkommission 
über Uniformänderungen. 
Mehrere Abgeordnete führen Klage, daß zu häufige und kostspielige 
Uniformänderungen vorgenommen würden. So sei der graue Offiziersmantel 
plötzlich an Stelle des schwarzen eingeführt; jetzt sei ein Faltenmantel vor- 
geschrieben und gleichzeitig seien neue Achselstücke für die Mäntel verordnet. 
Preuß. Kriegsminister v. Einem: Im Laufe von 15 bis 16 Jahren 
seien etwa 33 bis 34 Aenderungen der Uniformen vorgenommen worden, 
dabei sei aber das Bestreben maßgebend gewesen, Einheitlichkeit zu schaffen. 
Das Grau sei die beste Farbe und unentbehrlich im Felde, besonders im 
Winter; im Sommer komme man mit dem Blau aus. Ein neuer Paletot 
sei nicht eingeführt worden. Sein, des Ministers, Streben sei, vor allem 
auf Billigkeit zu achten, und der Kaiser billige diese Stellung. Kein Re- 
gimentskommandeur werde bestimmen, von heute ab sei der Paletot mit 
der Falte zu tragen. Die Abzeichen auf den Schultern des Paletots seien 
die billigsten. Die Achselstücke auf den Mänteln seien zum Zwecke des 
besseren Erkennens der Charge sehr notwendig; alle Armeen hätten sie mit 
Ausnahme des österreichischen Heeres. Das Auftragen des schwarzen Pale- 
tots habe vier Jahre gedauert. Am Geburtstage des Kaisers sei kein 
Offizier, einschließlich des Monarchen, mit einer Falte am Mantel er- 
schienen. 
30. Januar. Der „Reichs-Anzeiger“ veröffentlicht folgenden 
Dankerlaß des Kaisers: 
„Zahlreicher, denn je, sind die Glück- und Segenswünsche gewesen, 
Europäischer Geschichtskalender. XLV.
	        
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