Full text: Heerwesen und Dienst in der königlich bayerischen Armee.

II. Achschn. Die Auszeichnungen. 591 
jeden Jahrgangs bei ihnen in Listen — bis zur Verheirathung, zum 
60. Lebensjahr oder zum Tode — geführt wurden. 
Nach dem neuen Wehrgesetz traten die Landwehrbataillone an ihre 
Stelle und können stolz auf diese Fahnen sein, welchen ihre Voreltern 
schon in den Jahren 1813 bis 1815 nach Frankreich gefolgt sind. 
Das Blatt der Landwehrfahnen ist weiß und blau geweckt; in der 
bergoldeten Spitze steht der verschlungene Namenszug des Königs Max I. 
Joseph. 
Die Landwehr-Bataillonskommandeure bewahren die Fahnen auf 
(K.-M.-R. v. 15. Febr. 1868, Nr. 2200). 
Fahnendekoration (V.-Bl. 1874, Nr. 41). Um das Andenken 
jener Fahnenträger zu ehren, welche im Kriege 1870/71 mit der 
Fahne in der Hand verwundet wurden und in Folge dieser Wunden 
gestorben sind, befahl König Ludwig II. unterm 30. August 1874, daß 
deren Namen mit kurzer Erwähnung der Veranlassung auf silbernem Ringe 
verzeichnet und dieser der betreffenden Fahne angelgt werde. 
Diese Auszeichnung erhalten: 
Die Fahne des 2. Bataillons 2. Infanterieregiments 
Kronprinz mit der Inschrift: 
„Es wurde mit dieser Fahne in der Hand am 6. August 1870 ver- 
„wundet und starb in Folge dessen Sergent Adalbert Dietrich.“ 
Die Fahne des 1. Bataillons 3. Infanterieregiments 
Prinz Carl mit der Juschrift: 
„Es wurde mit dieser Fahne in der Hand am 2. Dezember 1870 
„verwundet und starb in Folge dessen Sergent Carl Rosa.“ 
Die Fahne des 2. Bataillons 10. Infanterieregiments 
Prinz Ludwig mit der Inschrift: 
„Es wurde mit dieser Fahne in der Hand am 1. September 1870 
„verwundet und starb in Folge dessen Sergent Johann Schmitt.“ 
Standarten führen die Leibgarde der Hartschiere und die beiden 
Kürassierregimenter. 
Die Standarte der Leibgarde besitzt in ihrer Spitze eine historische 
Reliquie aus der Schlacht bei Prag 1618. Die stark vergoldete Spitze 
ist nicht durchbrochen sondern voll; auf der einen Seite ist das bayerische 
Wappen mit den Worten „Augustae reliquae victoriae Pragensis“ in 
erhabener Arbeit, an der andern Seite steht die etwa 5 cm. hohe, eben- 
falls vergoldete Statuette der Muttergottes mit der Ueberschrift „Sub 
tuum praesiduum“?). 
Das sehr reich und geschmackvoll gearbeitete Blatt der Standarte ist 
von der Churfürstin Maria Anna, Tochter Königs Friedrich August III. 
von Polen und Churfürsten von Sachsen, Gemahlin Max III. Josephs 
gestickt. Die Fahnenbänder zeigen gleichfalls ihren Namenszug. Zur 
Erinnerung an das 200 jährige Jubiläum, das am 13. April 1869 gefeiert 
wurde, stiftete Ihre Majestät die Königin-Mutter der Leibgarde eine 
Standartschleife von blau und weißem Taffet mit bezüglicher Inschrift. 
Früher führten sämmtliche Reiterregimenter Standarten und zwar 
stammten diese aus der Zeit Carl Albrechts, als er 1742 den öster- 
reichischen Erbfolgekrieg begann, weßhalb sie auf der einen Seite den 
schwarzen Doppelaar zeigen. Auch diese Standarten sind reich gestickt und 
*) confugimus ist weggelassen. Diese Worte sind aus dem Salve regina.
	        
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