II. Abschn. Die Munition. 607
Den Natagan führen alle mit Obergewehr M./69 bewaffneten Unter-
offiziere und Mannschaften der Infanterie, der Pionier= und Esenbahe
Truppentheile, der Militärschießschule und die 4 obersten Klassen des
Kadetenkorps (V.-Bl. 1873, N. 18, U.-Beil. 22).
II. Mbschnitt.
Die Munition.
1. Allgemeines).
Unter dem Begriffe Munition faßt man den, dem Ernstgebrauche
entsprechend hergestellten und zubereiteten Schießbedarf einer Feuerwaffe
zusammen. Derselbe besteht aus der Pulverladung mit zugehöriger
Zündung und dem Geschosse.
Das Pulver ist ein inniges, gekörntes Gemenge von Salpeter,
Schwefel und Kohle.
Die Kohle fangt zuerst Feuer, entzündet den Schwefel und zersetzt
nun — im Vereine mit diesem — den Salpeter.
Außer der Innigkeit der Mengung und gegenseitigen Berühr-
ung ist das richtige und vollkommenste Zusammenwirken der Pulverbestand-
theile auch von ihrem Mischungsverhältnisse, der sogenannten
„Dosirung“ des Pulvers, abhängig. Z
Die Fabrikatiou des Schießpulvers wird nach folgenden einzelnen
Stadien betrieben: 1) die Bereitung der Pulverkohle, 2) das Kleinen der
Bestandtheile, 3) das Mengen derselben, 4) das Verdichten und 5) das
Körnen des Pulversatzes; hiezu werden noch einige weitere, die Festigkeit
und Form des Kornes betreffende Nebenfunktionen, als: Mengen, Poliren
und Rundiren gerechnet; diesen folgen endlich — da die Mengung und
Verdichtung zur Verhütung von Explosionen gewöhnlich unter Wasser-
zugabe geschieht —, 6) das Trocknen und 7) das Aussieben, durch welch'
letzteres das gewonnene Pulver sowohl vom Staube befreit, als auch —
der Kerngröße nach — sortirt wird.
Die Untersuchung des Schießpulvers ist eine äußerliche und eine
auf den innern Gehalt.
Die äußerliche Untersuchung geschieht: 1) nach der Farbe,
2) nach dem Staubgehalte, 3) nach der Festigkeit, 4) nach dem Gewichte,
8 nach der Feuchtigkeitsanziehung, 6) durch Abbrennen, 7) nach der
orugröße.
Die Untersuchung nach dem innern Gehalt kann durch ldOsche-
ais Analyse oder 2) die Pulverprobe, nemlich Messung der Kraftäußerung
geschehen.
Die gebräuchlichsten Pulverproben sind:
1) die Wurfprobe mittels des Pulverprobemörsers;
2) die Geschwindigkeitsprobe, beide in Bayern eingeführt.
*) Nach Sauer.